Eric Elmosnino (Serge Gainsbourg)

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Nr. 31 / 30. April 2010
#Gainsbourg (Vie héroïque) von Joann Sfar
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dossier: Serge Gainsbourg
Gainsbourg (Vie héroïque) von Joann Sfar

Für viele Puristen ist es ein Greuel, wenn ein Künstler sich einer anderen Kunstgattung bedient, um seine Visionen zu komplettieren oder ihnen eine neue Perspektive zu leihen: Schriftsteller als Zeichner (Friedrich Dürrenmatt oder Günter Grass), Regisseure als Komponisten und Maler (David Lynch) oder Maler als Filmemacher (Julian Schnabel). Serge Gainsbourg, neben seiner widersprüchlichen Persönlichkeit vor allem als Erneuerer und Revolutionär des französischen Chansons in die Geschichte eingegangen, begann mit einer Ausbildung als Maler an der Kunstakademie im Pariser Quartier Montmartre. Danach erst begann er zu komponieren. Später schrieb er auch Bücher und betätigte sich als Regisseur. Seine Vorliebe für Schauspielerinnen als Interpretinnen seiner Chansons (Isabelle Adjani, Catherine Deneuve) steht ebenfalls im Zeichen seines Drangs, herkömmliche Schranken und konservative Haltungen zu durchbrechen.

Es erscheint also nur logisch, dass nun mit dem 39jährigen Joann Sfar einer der begabtesten und auch erfolgreichsten Comic-Künstler seiner Generation, sich hinreissen liess, dieser in Frankreich ebenso geliebten wie gehassten Figur ein Denkmal zu errichten. Wie der Maler Julian Schnabel in «Le scaphandre et le papillon» (2007) und der Modedesigner Tom Ford in «A Single Man» (2009) eindrücklich bewiesen, profitiert das Resultat dieses «Jobwechsels» von der Herkunft seines Schöpfers, weil die Akzentuierung oder die Perspektive auf das Subjekt eine andere ist.