Seite aus «Le Chemin de l'Amérique»
(dt. «Der Champion»)

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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Hervé Baruléa dit Baru
  4/6
comic
Hervé Baruléa dit Baru

Die mangakompatible Strukturierung der Szenen dürfte Baru nicht schwer gefallen sein, hat er doch schon in früheren Büchern wie zum Beispiel dem Boxerdrama «Der Champion» eine ausgesprochen actionbetonte Bildsprache gepflegt. Die Art und Weise, wie Baru seine Figuren zeichnerisch stilisiert, verrät überdies einen zwar längst europäisierten, aber immer noch spürbaren Rest jener ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Erfrischung, welche sich westliche Künstler aus der linearen Leichtigkeit japanischer Kunst angeeignet hatten. Baru spielte sozusagen Japan den Ball zurück. Es gelte, so der Zeichner zur Entstehungszeit von «Autoroute du Soleil», zwischen Manga und westlichen Comics eine dritte Strasse zu finden, zwischen der Bildaction des ersteren und der Textlastigkeit des letzteren. Ein gutes Stück dieser dritten Strasse führt buchstäblich durch «Autoroute du Soleil».

Dynamische Konturzeichnung, Lasuren für schummerige Treppenhäuser, vorbeiziehende Zentralmassivlandschaften, Autobahnen, Bahnhöfe, Sozialbauten und dazwischen immer wieder die verzerrten Visagen der Verfolgten und Verfolger: Baru gelang eine neuartige Synthese aus optischem Manga-Drive und europäischen respektive französischen Inhalten. In Japan reagieren die Leser stets eifrig mit Leserbriefen auf Manga. So auch auf «Autoroute du Soleil». Baru wusste schliesslich sehr genau, was die Japaner verstanden hatten und was nicht. Baru: «Fremd ist ihnen angeblich der Rassismus. Japaner glauben, dass es weder diesen noch gesellschaftliche Klassen gibt in ihrem Land. Die wirklichen Zustände werden dabei gerne verdrängt».