Seite aus «Autoroute du Soleil» von Baru

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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Hervé Baruléa dit Baru
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comic
Hervé Baruléa dit Baru

erschienen im französischen Comicmagazin «Pilote», das erste Album «Quéquette Blues / Teil 1» im Jahr 1984. Die Thematik kreiste bei Baru von Anfang an um Probleme der Einwanderer in Frankreich, um Gewalt und Rassismus. Von entscheidender Wichtigkeit für Baru und sein Werk war das jährlich stattfindende Comic-Festival in Angoulême, und zwar vor allem dasjenige von 1991. Zu jener Zeit machten sich japanische Manga-Verlage auf die Suche nach europäischen Comicschöpfern, um sie zur Inspiration für ihre eigenen Manga-Zeichner nach Japan zu holen. Der Verlag Kodansha gelangte auch an Baru und man lud ihn ein, mit einer Fortsetzungsgeschichte am Manga-Magazin «Morning» mitzuwirken. Entstanden ist dabei «Autoroute du Soleil», ein Meilenstein der Comicgeschichte. Baru arbeitete dabei sein Road-Drama «Cours Camarade!» (1988) zu einem in Buchform schliesslich 430 Seiten umfassenden Monsterwerk um.

Der Lothringer Arbeitersohn servierte den japanischen Manga-Schnellfutterkonsumenten mit «Autoroute du Soleil» Rassismus à la française. Von Norden nach Süden werden Karim Kemal, ein Franzose nordafrikanischer Abstammung, und sein Freund Alexandre Barbiéri von Schlägern verfolgt, weil der fesche Frauenheld Karim es regelmässig mit der Gattin des rechtsextremen Docteur Faurissier getrieben hat und dabei in flagranti ertappt wurde. Die Hatz durch Frankreich, seine Kleinstädte, über Landstrassen und nächtliche Parkplätze liegt einem als dickes Buch in der Hand und vermag schon beim taschenkinoartigen Durchblättern den Drive eines Animationsfilms zu suggerieren.