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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

weiterhin für Verluste in Fantastilliarden-Höhe sorgen. Dreiviertel aller Downloads seien illegal, hiess es. Was natürlich nach einer ganzen Menge klingt. Nur ist das natürlich auch eine polemische Zahl, denn wie es scheint, fasst sie auch jede Digitalisierung von Vinylsammlungen – und übergeht ein bisschen nonchalant, dass sicher nicht jeder, der sich 20 Alben im Monat umsonst aus dem Netz saugt, bei härterer Strafverfolgung auch 20 Alben kaufen würde.

Andererseits muss da wohl tatsächlich mal was geschehen. Das französische Modell der dreistufigen Abmahnung bietet sich an und wird offenbar favorisiert. Allerdings stelle man sich mal vor, dass dann theoretisch irgendwann dreiviertel aller Netzuser vom Netz ausgeschlossen werden könnten. Angesichts der hohen Zahl wiederum könnte sich auch niemand beschweren, wenn man das, ähnlich wie im Radio und Fernsehen, durch Gebühren erledigte. Einfach Leute zu verklagen, die man eigentlich gerne als Kunden hätte, macht jedenfalls keinen besonders zukunftsträchtigen Eindruck. Es sollte aber endlich was passieren, weil man es einfach nicht mehr hören mag - und auch kaum noch hinschreiben.

Fühlte man sich im Angesicht der trudelnden Musikindustrie in der Mitte des Monats etwas morbid, so fand man sich Ende des Monats im fahlen Glanz beinahe österreichischer Todessehnsucht. Beim Vortrag Diedrich Diederichsens nämlich, dem mittlerweile auf einer Wiener Professorenstelle gelandeten einflussreichsten deutschsprachigen Poptheoretiker. Ein krankheitsbedingter Nachtrag zum Januar-Kongress «Dancing With Myself», bei dem es darum ging , wie das Netz das Pop-Soziale und –Politische beeinflussen werde.

Dort wurde kurzerhand die ganze Popmusik beerdigt. Denn es sei ihr jegliches transgressive Potential ausgetrieben und die mobilisierende Wirkung über die Grenzen von Klasse und