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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

Grossaufgebot von bewaffneten Polizisten, die erschienen, um einen Flashmob zu umzingeln, der in Sachen effizienter Organisation den Verantwortlichen von Heathrow einiges vormachen konnte: 300 Leute hatten sich auf SMS-Einladung hin im Terminal eingefunden, hatten im Gleichtakt wie Synchron-Schwimmerinnen Pullover und Hosen abgestreift und standen nun in roter Unterwäsche da, auf denen allerhand militante Slogans gegen den weiteren Ausbau von Heathrow prangten. Sie hätten einen überzeugenderen Publicity-Effekt gar nicht vorplanen können. Der Stau wurde ebenfalls noch verstärkt durch die Tatsache, dass ein Viertel der Lifte nicht funktionierte.

Wer sich um Informationen bemühte, musste ebenfalls endlose Schlangen erdulden: viele Informations-Desks von British Airways blieben trotzig geschlossen. Und die Informations-Desks, die besetzt waren, dürften British Airways auch noch ein paar Groschen kosten. Im Nachhinein stellte es sich heraus, dass dort die Message verbreitet worden war, für einen ausgefallenen Flug würde man maximal 100 Pfund für ein Doppelzimmer im Hotel guthaben (natürlich hatten die umliegenden Hotels ihre Zimmerpreise beim ersten Anzeichen eines Debakels gleich auf 200 Pfund hochgeschraubt). Dabei sehen die EU-Gesetze in solchen Fällen eine Kompensation von mindestes 460 Pfund vor. Für jede einzelne solche Fehlinformation blüht BA jetzt eine EU-Busse in der Höhe von 5000 Pfund. Fazit: Noch am fünften Tag nach dem unsäglichen Start von Terminal 5 musste British Airways 54 Flüge aus dem Programm streichen. Insgesamt lag die Ausfallquote nun bei fast 300. Die Kosten belaufen sich auf 20 Millionen Pfund. 20’000 Gepäcksstücke sind liegengeblieben. Ein Grossteil musste nach Manchester und Schottland verfrachtet werden, um von dort aus den Besitzern effizienter nachgeschickt werden zu können. Nicht genug des Ungemachs: zu guter Letzt tropfte den wartenden Passagieren wegen eines mangelhaften Daches dann noch der Regen auf den Kopf.