Umso schöner, wenn man den verwirrten Kindern zuschauen kann, wie sie gerade wieder in ihren lächerlich engen Hosen, mit kleinen Hütchen, Siebziger-Flohmarktwesten und unvorteilhaften Hippiepluderblüschen am Wochenende angeschickert aus den Nachtorten am Schlesischen Tor oder auf der Oranienstrasse herein- und hinauskichern. Vielleicht allerdings könnten sie sich dieses Jahr mal wieder weniger ängstlich und zukunftsfixiert erfinden. Zu früheren Zeiten galt es in Berlin als eher uncool, am Wochenende auszugehen. Die besten Tage waren Donnerstag und Sonntag, alles andere war für die «bridge-and-tunnel»-Menschen, also für diejenigen, denen wegen Arbeit und Familie nichts anderes übrigbleibt. Nun torkeln die Erstsemester scheinbar ausschließlich am Wochenende herum, wo es dann dafür aussieht wie zum amerikanischen Spring Break. Aber kommt der Montag, rennen sie wieder alle in ihre Frühseminare – es wundern sich tatsächlich schon Dozenten, dass die Morgenvorstellungen so gut besucht sind – und als Praktika getarnte Ausbeutungsverhältnisse, wo sie etwas mit Medien machen müssen. Man kann ihnen nur die Daumen drücken, dass sie nicht später feststellen, dass es doch ganz nett gewesen wäre, die Jugend ein bisschen zu verschwenden und mit der Zukunftsangst zu warten, bis die Zukunft ein bisschen näher ist.
Neulich musste ich zu einer Band namens Band of Horses, so eine kleine, unscheinbare, aber semi-erfolgreiche Alternativrockband, und die klang für mich genau wie die Musik gewordene Zukunftsangst. Nicht die Furcht vor den grossen Menschheitsdramen, Sex und Liebe, Rausch und Leidenschaft und Tod, sondern so eine friedliche Furcht, es nicht rechtzeitig in die Festangestelltheit und familiäre Verpflichtung zu schaffen. Musik wie ein Karfreitagstanzverbot.
Zwei Wochen später nun erscheint soeben, begleitet vom seltsam bedeutungslosen Outing Michael Stipes, das neue Album der wie seit 25 Jahren völlig überschätzten, langweiligen REM. Und