verdeutlicht, dass sich für uns Ältere jeder skeptische Satz gegen die wie auch immer zurechtkonstruierten Jungen verbietet, die in den Nächten des Wochenendes die Skalitzerstrasse neben mir entlangkullern und in die Bars purzeln, auf der Suche nach Glück und Paarung. Und vermutlich mit ihren zackigen, aufmerksamkeitsdefizitären Karrieremoves mehr von Wechsel und Unschärfe des Lebens ahnen als die meisten Älteren. Zum Beweis gab es einen kleinen, kraftvollen, lauten Soloauftritt Martha Wainwrights, der mit dem Titel «You Bloody Fucking Asshole» endete. Und ihrem verstorbenen Vater gewidmet ist. Die tollste musikalische Fusion aus körperbildverbiegender Sinnlichkeit und Lebensschmerz kommt aber gerade von Hercules and Love Affair, mit der Transgenderikone Antony Hegarty als Sänger. Dessen wie immer herzzerissene Stimme nicht weniger als jeder Choral daran erinnert, dass Musik nicht zuletzt dazu erfunden wurde, den Schmerz und das Elend hinwegzusingen. Nur dass man bei unklarer Glaubenslage auch dazu tanzen darf.
Markus Schneider