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das kulturelle überformat
Nr. 22 / 16. März 2009
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

Aushalten, verbreitete sich anderswo die Meinung, man habe es hier mit einer wahren Working Class-Heldin zu tun: mit einer Frau, die viel, viel mehr herausgeholt hatte, als es die üblen Umstände ihres Aufwachsens je hätten erhoffen lassen.

So hatte sie bereits Millionen gescheffelt, als sie das höchst erfolgreiche Parfüm «Shhh...» lancierte, die Autobiographie veröffentlichte (und damit einen Boom von ähnlichen Büchern von ähnlichen Banalitäts-Celebrities auslöste) und sich zum Geldsammeln für einen guten Zweck für den Londoner Marathon anmeldete. Da durfte die Nation ein weiteres Mal gross lachen. Sie bereitete sich auf den Marsch mit sechs Jogging-Sessions auf dem Tretband vor und erklärte nach ihrem frühen Ausscheiden: «Ich habe nicht verstanden, was eine Meile ist.» Ihre Medienkarriere nahm indessen ein jähes Ende, als sie mitsamt Mutter und Boyfriend (dem heutigen Ehemann) 2007 bei «Celebrity Big Brother» mittat. Man wusste unterdessen, dass sie nicht dazu imstande war, ihrem Mundwerk Zügel anzulegen. Jetzt steigerte sie sich in eine rassistische Weissglut und zögerte keinen Moment, dieser auch Ausdruck zu geben. Zielscheibe ihres Zornes war die schöne Bollywood-Schauspielerin Shilpa Shetty. Goody nannte sie unter anderem «Shilpa Fuckawala» und «Shilpa Poppadam» und riet ihr an, zurück in die Slums zu verschwinden.

Über Nacht war Goody persona non grata im ganzen Boulevard-Land. Goody reagierte ganz so, wie eine Celebrity, deren Berühmtheit einzig und allein aus ihrer Medienpräsenz heraus entstanden ist, reagieren musste: sie versuchte, die Medien mit Medienaktionen zurückzugewinnen. Aber niemand nahm ihr die Krokodilstränen ab. Die bizarre Aktion, nach Indien zu fahren, um sich öffentlich für ihr Benehmen zu entschuldigen, löste höchstens ein befremdetes Kopfschütteln aus. Nicht Goody war in Indien der Star, sondern Shetty. Goodys Bemühungen, sich zu rehabilitieren,