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das kulturelle überformat
Nr. 22 / 16. März 2009
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

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Vom Wahnsinn umzingelt…

Es gab mal eine tolle Art School-Band aus Manchester namens Alberto y Lost Trios Paranoias. Wie schon der Name andeutet, erfreute sich die Kombo eines gehobenen Sinnes für Humor und schaffte es – ähnlich wie die geistesverwandte Bonzo Dog Band – im wörtlichen Sinn des Wortes lustige Musik zu machen, die auch auf musikalischer Ebene Freude machte. Der grösste Moment der Paranoias war ihre Oper «Snuff Rock». In dieser Oper wurde das Thema «Pop Will Eat Itself» konsequent weitergesponnen bis hin zum Star, dessen Karriere sich mit seinem Tod erst richtig erfüllt. In den letzten Wochen sind mir die Paranoias mit ihrer hellseherischen Story nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Denn ganz Grossbritannien verfolgt derzeit mit – so scheint es – grösster Spannung den schleichenden Tod der Jade Goody. Das erscheint mir – mit Verlaub – genauso geschmack- und würdelos wie es klingt.

Um den Ton der Sache zu vermitteln sei hier die heutige Schlagzeile der meistgelesenen Boulevardzeitung von England, «The Sun», zitiert: «HOLD ON – Going home to die, stricken Jade clings to hubby Jack’s hand…saving strength for the last precious moments with her sons» (übersetzt: «Halt dich fest – auf dem Weg nach Hause zum Sterben klammert sich Jade an die Hand von Ehemann Jack – damit sie Kraft bewahren kann für ihre letzten, kostbaren Momente mit ihren Söhnen»). Natürlich gibt es dazu das passende Bild, es zeigt die junge Frau mit dem von der Krebstherapie kahlen Schädel, eingebettet auf einer Bahre, die Augen halb geschlossen, die Hand – ja, eben... Es entbehrt nicht der Ironie, dass die Zeitung ausgerechnet im Zusammenhang mit dieser Jade Goody – einer Frau, deren ganzer Celebrity-Status auf einem surrealen Mass an