nur eine Bar – vergessen konnte, wenn man, wie ein Studienfreund von mir, auf den ich zu Beginn meiner Berliner Zeit gelegentlich vergebens wartete, Trenchcoat- und Hornbrillenträger war.
Zu Beginn des Rave-Moments war das übrigens gar nicht so schlimm, meine ich mich zu erinnern. Jedenfalls nicht in den Clubs, in denen ich mich damals herumtrieb: «Tresor», «WMF», «Friseur» und später der erste amtliche Jungle-Bunker «Toaster», waren doch noch weitgehend durchlässig, vielleicht weil sich der Sozialcode der Raver erst noch herausbildete. Vielleicht auch nur, weil ich noch die notwendigen Leute kannte? Oder noch so strahlend jugendfrisch daherkam, dass ich ohne es zu bemerken durchgewunken wurde? Vergessen.
Ach, stattdessen stehe ich heute auf Konzerten von Bands wie den Pussycat Dolls herum und frage mich, warum ich immer so reflexhaft Sexismus denke, wenn irgendwo halbnackte Frauen auf Bühnen die Hüften und die Büsten schütteln. Es ist ja nicht so, dass ich was gegen Sex hätte, oder weniger einschlägig auf heterosexuelle Reize reagierte als jede andere Hete und ihr Cousin. Und gerade das Nachtleben bestand doch immer genau darin, dass alle, also Männer und Frauen, beinahe jede Identitätsform ausser der direkt an den Körper und seine Freuden gebundenen für ein paar Stunden – oder woran Rapp mit Nachdruck erinnert: Tage – aussetzten. Wer unter uns nicht schon Disco-Toiletten zweckentfremdete, der werfe den ersten Stein.
Ich nehme mal an, dass es eben wie sonst im Leben auch, am Kontext liegt. Dass also ein Tina-Turner-Striptease-Mädels-Kontext sich verändert, weil im Publikum eben so ganz untransgressive, auch klangästhetisch normierte Menschen sitzen, die gerade nicht aus bestehenden Zwängen exzessiv ausbrechen wollen. Sondern sich vielmehr einverstanden erklären mit dem Terror der