Hochglanzfigur und dem Hochglanzsound, und dessen Konnex von Lust, Macht und Ökonomie. Wobei die Pussycat Dolls wenigstens nicht versuchten, ihr enorm künstliches Universum durch Authentizitätsrhetorik aufzumöbeln wie das eben Tina Turners Musik (die ich ja auch professionell kontrollieren musste) tut. Dieser unangenehme: Seht-her-ich-bin’s-Aspekt ist es jedenfalls, der mir in Verbindung mit der unausgesprochenen Klammer (kauft diesen Hintern!) auf die Nerven geht. Die Dolls dagegen spielen nur mit diesem Körperideal und seinen Verfügbarkeitssignalen. Dagegen hat man es anderswo und vor allem im Club eben doch, um mit Rapp eine alte Achtzigerbegrifflichkeit Hakim Beys aufzubügeln, mit temporär autonomen Zonen zu tun. Das ist natürlich zugleich eine ebenso romantische wie vorsätzlich naive Idee.
So wie die gerade im neuen Indie-Frauenmagazin «Missy» verhandelte Polyamorie – eine im Unterschied zur gemeinen unverbindlichen Promiskuität Mehrfachliebe. Die sei gerade der neue Trend unter emanzipierten Frauen, weil sie eben alberne Besitz- und andere Ansprüche unterwanderte. Umgekehrt freut sich vielleicht so mancher Mann, der jetzt seine Frau nicht mehr betrügen muss, sondern die Sekretärin ganz offiziell und megahip als polyamoröse neue Partnerin in sein Leben bauen kann.
Als Ergänzung übrigens, und für den Fall, dass im März nicht endlich Bedingungen aufziehen, die das Herumtreiben in der Öffentlichkeit nahelegen (tolle neue Clubs! Erkundungstouren zum polyamorösen Lebens-Glam-Up!), sei hier Hannes Stöhrs Film «Berlin Calling» angezeigt. Der handelt genau von den in «Lost and Sound» beschriebenen Zusammenhängen und selbstverständlich auch einigen der Clubs, und er erzählt von einem DJ, der wegen schlechter Pillen und dem viel zu euphorischen, konstanten Bassgewummer durchdreht, und dann aus dem Irrenhaus heraus ein neues, etwas chilligeres, aber voll erfolgreiches Album