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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
  4/5
gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

dröhnt es quer durch die Genres von zarter Folkentrückung zu zähem Metaldelir zu zwirbelndem Elektroblubbern schwer bewusstseinserweiternd. Aber zugleich scheint LSD auch mal wieder treibende Kinokraft zu sein. Nachdem man die pragmatisch- apokalyptischen Hallus von Roland Emmerichs «2012» erlebt hatte, überrollte einen James Camerons «Avatar» mit einer massiven Timothy-Leary-Utopie-Dosis bevor zuletzt Terry Gilliams’ «Dr. Parnassus» mit seinen wundervoll durchgeknallten, verspielten Laubsägenvisionen und Blow-Up-Wahrnehmungen eher die Sixties zwischen Swinging London und Jefferson-Airplane-San-Franscisco beschwor: «Go ask Alice when she’s ten feet tall!»

(Interessant fand ich, nur sehr nebenbei, vor diesem onirisch- halluzinogenen Komplex zwischen Panorama-Bar, weissestem Winter und LSD-surfenden Hollywood-Filmen, dass ich zum Berghain-Runterkommen beim Nachhausekommen im TV auf John Boy Walton gestossen bin, wie er durch irgendeine dieser glitzernden YouTube-Privat-TV-US-Leichenfledderer-Serien als bärtiger, religiös verwirrter Killer irrte. Was ich so kindheitsflashback- mässig ziemlich überraschend, wo nicht Lebowski-mässig «far out» fand.)

Übrigens ist der Januar ja auch traditionell Pop-Symposiumsmonat. Diesmal gab es «Life is Live», eine im HAU (Hebbel am Ufer) von dessen neuem Musikkurator Christoph Gurk und Berliner-Zeitungs- Popredakteur Jens Balzer mit Übersicht besorgte Veranstaltung, die verhältnismässig nüchtern nach den Konsequenzen fragte, die sich aus der ökonomischen Blähung des Livegeschäfts gegenüber der Konservenindustrie für Körper, Stadt und Ästhetik ergeben.
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Stargäste: Simon Frith, britischer Popsoziologe, der prächtig systematisch sammelte, was es zu Pop, Live und Geschäft zu sagen