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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

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Tribut an eine anhaltende Lichtlosigkeit

Was für ein fantastischer Winter. Unendliche Minusgrade, weisser, kristallener Schnee, der wochenlang liegenbleibt, komisches Milchglas-Licht, das permanente Bereitschaft zum Schneien ankündigt. Im ausgegangenen Jahr bin ich eines Nachts durch meterhohe Schneewehen, taumelnd vor Glück und vor Kälte atemlos, vom Nörgelwirt in Mitte bis fast zum Würgeengel gelaufen. Zwar vor allem, weil ich zu dieser späten oder frühen Stunde erst Höhe Jannowitzbrücke ein Taxi auftreiben konnte. Aber, also, immerhin, nicht wahr? Daher: Super. Andererseits, um es mit Jeffrey Lebowski (also dem Dude, El Duderino, His Dudeness) – der gerade von den Lesern des britischen Guardian zur verehrungswürdigsten Person der Welt (oder so ähnlich) gewählt wurde – zu sagen: That’s just, like, your opinion, man. Denn es muss, zum Beispiel, bei aller winterlichen Pracht nach vierzehn Tagen ohne Sonne (und ich lüge nicht! Lichtlosester Januar seit Erfindung der Januarlichtmessung!) auch der hartgesottenste Positivist der psychologischen Evidenz sich beugen und depressiv im Sofa niedersinken, um nicht gleich von der Terrasse ins elegante, endlos stille Grau zu springen.

Täglich kommt halt, so erneut der Dude (El Duderino, His Dudeness), neuer Scheiss ans Licht. Zum Beispiel weiss ich gar nicht mehr, ob man zum Berghain noch «Bester Club der Welt» sagen darf, ohne gleich als Plattnase, Tourist oder – noch schlimmer – Totengräber ganzer indigener Clubkulturen da zu stehen. Aber als ich neulich zur Begutachtung der renovierten Panorama-Bar im Berghain (bester Panorama-Blick in einem Berliner Technoclub) war, konnte ich mir keinen Ort vorstellen, wo Ausgehen toller,