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Nachrichten aus der grossen Geisterstadt Wien (14)
Wir Renaissance-Sandler
Wir Künstler von Wien haben ein neues Thema. Das alte Thema – «Wir und die Welt» – wurde abgelöst von «Die Welt und Wir». Also die Umwelt und Wir, im Sinne der uns umgebenden Welt. Die Umwelt schaut auf uns, denn wir, als Zunft sozusagen, sind grad das Thema. Wenn auch ein armes.
Seitdem die Sozialdemokraten wieder regieren, haben wir auch wieder eine Kunstministerin, Frau Schmied. Unter den Konservativen hatten wir bloss einen Kunststaatssekretär, Herrn Morak, ein Sekretär, das ist hierarchisch weniger. Als die Kunstministerin also erschien, sagten wir uns zuerst, hm, nette Geste! Dann begannen wir uns zu fragen, wofür die sozialdemokratische Kunstministerin, die vordem Bankerin gewesen war, eigentlich gut sei. Während Frau Schmied in ihrem zweiten Ressort, der Bildung, immerhin versuchte, ein wirklich zentrales Anliegen durchzusetzen, nämlich die Gesamtschule, hielt sie an der Kunstfront eher still. Manchmal mauerte sie mit einschlägigen, nicht im geringsten überraschenden Wortspenden an der vorgezeichneten Parteilinie mit. Sonst war da nichts.
Aber vor etwa einem dreiviertel Jahr begann es zu rumoren. Im Giftschrank der Frau Ministerin Schmied liege eine hochgeheim gehaltene Studie, die die soziale Lage der Künstler untersucht habe und zu einem derart deprimierenden Ergebnis komme, dass noch jeder, der die Studie gelesen habe, sofort in Tränen ausgebrochen sei. So munkelte man.
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GELESEN
und
vertont
von
Ernst
Molden