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das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Kolumne von Ernst Molden, Wien
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gedankengang
Kolumne von Ernst Molden, Wien

Jetzt, nach der letzten Wahl, aus der die Frau Ministerin und ihre Partei, äh, siegreich hervorgegangen sind, liegt sie vor, die Studie. Sie steckt voller hochinteressanter Daten und Zahlen. Der durchschnittliche selbständige Künstler verdient in Österreich 1000 Euro pro Monat. Der Schnitt der Gesamtbevölkerung liegt knapp unter 1500, die Armutsgrenze knapp unter 900 Euro. Weit mehr als ein Drittel der Künstler lebt unter dieser Armutsgrenze. Nur zwei von zehn Künstlern bezeichnen ihr Wohlbefinden als hoch. Und Frauen geht es innerhalb des Desasters noch deutlich schlechter als Männern.

Mit befreundeten Hungerkünstlern spreche ich über diese Zahlen: Mit A., der Performance-Künstlerin und Dichterin, die von Klavierstunden lebt, die sie den Villen-Sprösslingen ihres Viertels gibt. Mit H., dem begnadeten Gitarristen, der in einer betreuten WG auf Problemkinder aufpasst. Mit B., dem Dichter, der seine Miete (wie eh ich auch) nur dank seiner Medientätigkeiten zahlen kann. Konsens herrscht darüber, dass wir sogar schon verlernt haben uns zu beklagen, weil wenn wir klagen, fragen uns Eltern und Mitbürger, warum wir keinen anständigen Posten haben. Insofern kommt uns die Wirtschaftskrise jetzt gelegen. Es gibt jetzt keine anständigen Posten mehr.

«Was Künstler und Sandler gemeinsam haben» titelte die jüngste Ausgabe der (grossartigen) Wiener Obdachlosenzeitung Augustin. Sandler sind in Wien die Penner, die Clochards. Eh viel, finden wir Künstler. Aber in Zeiten der Krise sind wir die Speerspitze der Gesellschaft, ganz einfach, weil wir unsere Strategien schon haben.

Was wir aus der Studie lernen: die Kunstministerin bringt uns so wenig wie der Sekretär vor ihr. Ja, im Mai will sie über die Studie konferieren. Da haben wir es wieder mal selbst über den Winter geschafft.

Ernst Molden




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