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das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

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Lieber eine demütige Diva als ein immanenter Anfangsdreissiger

Quo vadis Poptheorie? Das frag ich mich manchmal, wenn ich so mitkriege, wie sich die sogenannten Kids weigern, ihr Leben jenseits der reinen Immanenz zu bedenken oder gar die Strukturen ihres Begehrens ein bisschen zu hinterfragen. Seltsamerweise scheint vielerorts noch immer der Imperativ des gradlinigen Ehrgeizes zu herrschen, den kleinbürgerlichen Erfolgsparametern hinterherzustreben und die eigene Glücksvorstellung nur innerhalb dieser Grenzen begreifen zu können. Andererseits verbindet sich das mit einem theoretischen Unwillen, der noch den Versuch als fun-schädigend verdammt. Neulich in Entenhausen, ah, nein: der Kreuzberger Stammkneipe, tollte so ein hübsches Pärchen durch den Raum, hin und her vom eigenen Privattisch zu dem eines anderen szeneeleganten Paares, alle vier gut sichtbar aus dem stetig wachsenden Film- und TV-Kosmos der deutschen Hauptstadt. Wie denn eigentlich das Land der Elben in «Herr der Ringe» heissen würde, wollten sie von den wenigen Tresenklienten der späten Stunde wissen. Auenland, Mordor, Gondor, Hobbits, Orks, Menschen usw., das sei ja bekannt, aber die Elben? Es wollte mir auch nicht einfallen. Und warum auch, meinte ich gut gelaunt, der Film sei doch eh rassistischer und sexistischer Dreck. Da bekam ich einen mitleidigen Klaps auf den Arm, mit irgendeinem Seufzer von «politisch korrekt», oder so ähnlich. Und die beiden hoppelten von dannen.

Nicht dass ich jetzt grundsätzlich beklagen will, dass Leute um die geschätzten Anfang dreissig dem geistigen Habitus nach auf