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das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
  4/5
gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

man sich fragen, was das neue, durchaus ja Kreativität fördernde, Verhältnis von Konsum und Produktion, woraus der sogenannte «Prosument» entsteht, bedeutet. Jeder kann mit kleinen DJ-Computerprogrammen zum Künstler werden, der Compiler wird Komponist, und die Samplegrundlagen so atomisiert, dass eine Urheberschaftsfeststellung praktisch unmöglich wird. Auch wenn gerade ein Urteil festgesetzt hat, dass auch kleinste Rhythmuspartikel urheberrechtsrelevant und einklagbar seien. Das aber interessiere nurmehr die Ultramajors, die auch nach der wüsten Marktbereinigung weiter existierten und sich nur monopolistischer aufstellten. Disney-Marken werden selbstverständlich in jede Millionenhöhe anwaltlich verfolgt.

Auch, das war für mich natürlich besonders interessant, die Kritik leide vermutlich. Wobei die entsprechende Diskussionsrunde sich ein wenig zwischen einem derben, etwas überzogenen Rundumschlag eines ehemaligen Spex-Redakteurs und den Erwiderungen diverser engagierter Zeitungsschreiber verlor. Nur der junge, sehr smarte Mann von last.fm, dessen «Radio ja»-Kritik längst durch Klangähnlichkeit und Geschmacksverdopplung abgeschafft ist, schien, wie die beiden Hobbitschauspieler, gar nicht recht zu wissen, was eigentlich das Problem sei. Und vielleicht ist ja alles wirklich nicht so schlimm. Stand Anfang Februar erreichte mich die Meldung, das Domino-Label, der grosse Edel-Indie, der Bands wie Franz Ferdinand, Arctic Monkeys und Will Oldham im Repertoire hat, sei überfordert mit dem Nachschub des neuen Animal-Collective- Albums. Piraten hin oder her: Ausgerechnet diese strengstens unabhängig ausgedachte, quasi guerillataktisch hergestellte Musik, eine Mischung aus soviel Einflüssen, wie es kluge Genremotive gibt, wird offenbar zu breitestem Konsens und stachelt durch ihre soziale (eben: kollektive) Produktionsweise die Leute sogar zum Kauf an. Wohingegen die tendenziell nicht so sympathischen Radiohead die Erfahrung machen mussten, dass die Leute ihr vorletztes Album 2007, das es für einen frei entscheidbaren Preis auch umsonst auf