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das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
  3/5
gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

hochtheoretischer Kongresse zur Zukunft der Popkultur im Allgemeinen und im Angesicht ihrer Auflösung in der digitalen Welt im Besonderen. Auch die Orte versprachen hoch- bis widerständige Kultur. Das Theater Hebbel am Ufer, mit gleich drei Locations, das Haus der Kulturen der Welt (aka Schwangere Auster) und das Kreuzberger Bethanien, das immer wieder durch Besetzung und anderweitige Aktionen vor der Stadt gerettet wird – und die Maria am Ufer, kurz MAO, wo zwischen Drone-Metal, Dubstep-Extravaganz und Queer- und Gender-Electronica der Soundtrack zum Diskurs zu hören war.

Auf den Bühnen sprachen und diskutierten die bekanntesten und besten Poptheoretiker deutscher Zunge, und angesichts mancher Vorträge und ihrer umstandslosen Hochabstraktion wirkten bodennahe Panels, etwa zur Frage nach der Live-Performance, eigenartig fehl am Platz. Man musste sich mit Noise-Theorien auseinandersetzen, über die Vereinzelung und Selbstreferentialität im Netz nachdenken und diese ins Verhältnis setzen zu den euphorischen Feiern der neuen sozialen Netzwerke. Man lernte Begriffe wie «Audio-Gouvernmentalität», die in Anlehnung an Foucault vom eigenartig wechselwirkenden Verhältnis ebendieser lustvollen Verstreuung im Netz, der Entindividualisierung und der gleichzeitig rebellischen Praxis handelt, in der man sich dem sozial-politischen Kontrollbegehren ausliefert. Untersucht wurde auch, wie gründlich heute mediale Guerillataktiken, ehemals subversive Strategien und Do-It-Yourself-Romantik in die Verwertungssphäre abgewandert sind, so dass man oft nicht weiss, ob man es mit einem Angriff auf oder eine Werbung für eine Bank, Versicherung oder ein Auto zu tun hat.

Schliesslich ging es auch ganz plump darum, wovon in Zukunft eigentlich Künstler, Komponisten und Musiker leben sollten, wenn, wie es der Komponist und Musiker Ekkehardt Ehlers gelassen aussprach, das Copyright faktisch abgeschafft ist. Tatsächlich muss