Robert Wyatt © Alfie Wyatt

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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Porträt Robert Wyatt
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dossier: Soft Machine
Porträt Robert Wyatt

Entsprechend verglich er sich unlängst mit dem Besitzer eines Tante-Emma-Ladens, der so lange zufrieden ist, wie er von seinem kleinen Umsatz leben kann. Und tatsächlich hat der kreative Kleinunternehmer sich auch alle Freiheiten herausgenommen, die ihm als Aussenseiter im Musikgeschäft zustehen: auf seinen Platten findet sich alles – von sensiblem Pop über wilde Jazz- Improvisationen bis hin zu Weltmusik-Exkursen und Ambient-Bedächtigkeit. «Aber eigentlich bin ich nur jemand, der mit Pfeilen auf eine Zielscheibe schiesst. Ich versuche, eigentlich immer nur ins Schwarze zu treffen, aber dabei gehen die meisten Pfeile daneben. Das schafft eine Illusion der Vielseitigkeit.»

Gerade wegen dieser fehlenden Trefferquote hat Wyatts Musik nichts von ihrer Kraft verloren. Im Gegenteil. «Ich versuche nicht, an einen längst vergangenen Triumph anzuknüpfen, weil ich über mein eigenes Schaffen eher enttäuscht bin. Darum versuche ich immer noch, meine Sache immer besser zu machen. Das hält mich hungrig.»

Und bei dieser Mission zieht er keine Grenzen zwischen dem Politischen und dem Persönlichen. Auf seinem neuen Album «comicopera» macht er einen weiten thematischen Bogen von Glücksgefühlen über Verzweiflung und über den weltweiten Terror bis hin zu Zorn über die Kriegstreiberei der britischen und amerikanischen Regierungen. Gekonnt setzt Wyatt verschiedene Musikformen und auch fremde Sprachen ein – schliesslich ist er nicht bloss ein Freidenker, sondern ein Internationalist. Dass ihm das dichte Wechselbad von Stimmungen und Themen so gut gelingt, liegt einerseits an der beinah berauschenden