Top Of The Pops, 1974: Robert Wyatt
und seine Band: Richard Sinclair, Dave
MacRae, Andy Summers, Nick Mason,
Fred Frith (v.l.) © BBC
Gerne wäre man 1974 dabei gewesen, als sich Robert Wyatt mit den Produzenten der Fernsehsendung «Top Of The Pops» anlegte. Diese hatten dem 29-jährigen Paraplegiker zu verstehen gegeben, dass Rollstuhlfahrer nicht so recht ins jugendliche Konzept ihrer Musikshow passten, und dass Wyatt seine Coverversion von Neil Diamonds «I’m A Believer» doch bitte von einer regulären Sitzgelegenheit aus vortragen solle. Der ehemalige Soft-Machine-Sänger und -Schlagzeuger wollte seine Behinderung aber nicht übertünchen und bestand darauf, seinen Rollstuhl mit vor die Kameras zu nehmen.
Diese für die Fernsehmacher peinliche Episode sagt viel über Robert Wyatts Kämpfernatur aus. Der Unfall, bei dem er im angetrunkenen Zustand sein Rückgrat gebrochen hatte, lag erst ein Jahr zurück, doch Wyatt war bereit, den Auftritt vor einem millionenstarken Fernsehpublikum für ein Prinzip zu opfern. So viel Eigensinn verdient Respekt.
Natürlich hatte er es nie auf kommerziellen Erfolg abgesehen: Schliesslich hatte Wyatt «I’m A Believer» nur auf Drängen seiner Plattenfirma Virgin eingespielt, der ein Hit mit Kuriositätenbonus vorschwebte. Obwohl Wyatt nichts gegen Popsongs und schon gar nichts gegen das Interpretieren fremder Stücke hatte, war er am ökonomischen Ausschlachten seiner eigenen Musik schlicht nicht interessiert. Für ihn gab es die viel beschworene Schere zwischen Erfolg und Flop nicht, für ihn stand die Arbeit mit wechselnden Sounds und Weggefährten im Vordergrund, die so gut harmonierten wie «Knoblauch und Corn Flakes».