darüber offen, dass die Musiker meinten, auf einer höheren Geistesebene zu wandeln. Dann aber die Musik: oh weh! Sie klingt, als ob die beteiligten Musiker – McLaughlin (Gitarre), Rick Laird (Bass), Billy Cobham (Perkussion), Jan Hammer (Keyboards), Jerry Goodman (Geige) – unter striktestem Onanierverbot ein Jahr lang in einer Zelle geübt hätten, um sich die aufgestauten Macho-Gelüste jetzt in einem Sturm von überschallschnellen Riffs und unmöglichen Tempi gegenseitig um die Ohren zu hauen.
Dem Mythos zum Trotz waren die Sixties nur beschränkt eine Zeit der sexuellen Befreiung. Die Pille bedeutete vorerst fast nur die Befreiung des Macho-Mannes. Während also Led Zeppelin mit viel Radau, Haar und Hirschröhren Potenz markierten (und nebenbei auch noch schöne Musik machten) konnten viele Jazz-Rocker der Verlockung nicht widerstehen, mittels unglaublich diszipliniert eingeübter Fingerfertigkeit zu zeigen, wie dick ihr metaphorischer Phallus war. Das Publikum – fast ausschliesslich junge Männer, wenn ich mich recht erinnere – wusste das zu schätzen. Es war ja auch eine höchst wirksame Ego-Salbe: schliesslich brauchte es einen erheblichen (Macho-) Intellekt, den emotionellen, zerebralen und physischen Komplexitäten dieser Musik zu folgen. Viel mehr Intellekt jedenfalls, als es das weltfremde Aufgehen in der «läppischen Simplizität» von Pink Floyd erforderte. Und weil es ja Jazz, nicht Rock war, hatte die Musik erst noch den Vorteil, dass man sich als 17-jähriger Mahavishnu-Fan auch reifemässig dem restlichen Schulhaus grandios überlegen fühlen durfte.
Elevator- und Shopping-Music
Es gab noch anderen Jazz-Rock. Blood, Sweat & Tears und Chicago lockerten ihren Pop-Rock mit Jazz-Bläsereien auf, die man bei den Big Bands ausborgte. Steely Dan und ein Haufen Nachahmer brachten ebenfalls Jazz-Melodik in die Charts ein. Der Macho- Jazz-Rock in der oben beschriebenen Art ging mit ihrem Ende als Modeströmung beileibe nicht unter (ja, noch heute begegnet man in