wurde nicht zuletzt mit der Völkerrechtsbewegung und Black Power in Zusammenhang gebracht) verführte die Traditionalisten dazu, das Ende des Jazz für gekommen zu erklären. Es konnte ihnen auch nicht gefallen, dass jetzt ein Bürgerschreck wie Frank Zappa seine Musik mit dissonanten Jazz-Bläsereien und Gitarren-Riffs durchsetzte. Anderswo hatte der Gitarrist Larry Coryell bereits 1966 eine Band – Free Spirits – gegründet, deren Jazz mit Rockdynamik daherkam. Und dann war da noch Miles Davis. Der einstige Be-Bopper, der in den mittleren fünfziger Jahren an der Seite von Coltrane mit seinem Miles Davis Quintet Grosses geleistet hatte, war unterdessen auf den Geschmack von Jimi Hendrix und James Brown gekommen und hatte seine Band elektrifiziert. Unter anderen mit Joe Zawinul, Chick Corea, Herbie Hancock (alle Keyboards), John McLaughlin (Gitarre) und Tony Williams (Drums) spielte er 1969 zuerst «In A Silent Way», dann mit einer erweiterten Band (Jack DeJohnette, Airto Moreira, Wayne Shorter) «Bitches Brew» ein. Derweil das Jazz-Establishment diesen Krach natürlich für verwerflich und jugendschädigend hielt, entpuppte sich «Bitches Brew», veröffentlicht im April 1970, als Bestseller. Ja, Avantgarde- Jazz-Platten konnten Bestseller sein. In der Tat hatte 1969 Frank Zappa mit dem komplexen, jazzigen Instrumental- Album «Hot Rats» in England die Pop-TopTen geknackt!
Kehrseite der Medaille
Alle Musiker, die bei Miles’ ersten beiden Elektro-Jazz-Alben mitgespielt hatten, taten sich in der Folge als Pioniere von Jazz-Rock und Jazz-Funk (Herbie Hancock) oder «Fusion» (Weather Report) hervor. Derweil aus diesem Bereich gewiss viel aufregende Musik hervorging, zeigt schon ein qualvolles Wiederauflegen von John McLaughlins «Birds of Fire» aus dem Jahr 1973 (Top 20 in den USA und in Grossbritannien), warum «Fusion» so schnell zum Schimpfwort verkam. Die Stücke lassen mit gänzlich unironisch gemeinten Titeln wie «Celestial Terrestrial Commuters», «Sapphire Bullets of Pure Love» oder «Thousand Island Park» keinen Zweifel