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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Interview mit Kevin Ayers
  3/7
dossier: Soft Machine
Interview mit Kevin Ayers

Als das Projekt ins Rollen kam, reisten Sie gemeinsam nach New York, um mit The Ladybug Transistor zusammen zu treffen. Er sagt, Sie hätten darauf bestanden, ein Zimmer im Chelsea Hotel zu beziehen, weil es Sie an jene Zeit erinnert,  als Sie mit Soft Machine in Amerika waren.

Ja, das war das einzige, was ich von ihm verlangte. Zwei Nächte im Chelsea Hotel. Weil ich mich daran erinnerte, dass wir eine wunderbare Zeit hatten, als wir mit Hendrix dort waren. Das machte mich nostalgisch, obwohl dieses Hotel ein ziemliches Drecksloch ist

War es das nicht immer schon?


Ja, wahrscheinlich schon, aber die Wahrnehmung ändert sich mit den Jahren.

Diese Tour war für Sie damals aber doch sehr traumatisch, schliesslich haben Sie danach die Band verlassen. Sie sind in Malaysia aufgewachsen, dann kam die Schule in Kent, eine Zeit in London und schon ging es weiter in die USA. War das alles einfach zu viel in zu kurzer Zeit?

Ja. Als ich zum ersten Mal in England ankam, steckten sie mich in ein Internat, ein privates Gefangenenlager. Ich war heimatlos. Für mich gab es keinen Platz in der britischen Gesellschaft, ich war dort nicht aufgewachsen. Ich ging zum Arbeitsamt, und die wollten mich zur Armee schicken: «Offizierstraining für Sie!»

Grossartig. Das hab ich nicht gemacht. Stattdessen habe ich mich mit diesen Leuten getroffen, die ich interessanter fand.

Ich nehme an, als Langhaariger hatte man es im provinziellen Kent damals nicht so leicht.

Stimmt. Und meine Art zu sprechen spielte auch eine Rolle. Ich wurde zweimal zusammengeschlagen, weil mein Akzent «zu vornehm» war. Aber das war nicht meine Schuld.

Diese Leute, die Sie interessanter fanden, waren bekannt als sogenannte Canterbury Scene, die sich im Haus der Eltern von Robert Wyatt traf?

Man muss sich das wie eine Art Club vorstellen. Das waren Leute, die gerne Bücher lasen, Jazz und klassische Musik oder überhaupt jegliche Art von Musik hörten, die wir in die Finger kriegen konnten. Wenn man irgendwie in die Richtung drauf war, tendierte man automatisch zu dieser Gruppe von Leuten, statt zu den anderen, die einen zusammenschlugen oder nur über Fussball und Bier reden wollten.

Die Bezeichnung Canterbury Scene funktioniert ja schon deshalb nicht ganz, weil die Gigs vor allem in London stattfanden.

Abgesehen von der frühen Inkarnation als The Wilde Flowers, in der sich Teile all der Bands