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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Bandgeschichte
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dossier: Soft Machine
Bandgeschichte

Canterbury-Szene, deren Flaggschiff Soft Machine angeblich waren, wächst das Renommee von «The Soft Machine», «Volume Two» und «Third» weiter. Ihre ungebrochene Popularität liegt nicht nur an ihrem heute nostalgisch anmutenden Sound, sondern auch an ihrer schieren Originalität. Als eingefleischte Jazz-Fans brachten Wyatt und Ratledge ein Gespür für Form und Textur in die psychedelische Rockmusik ein, die andere progressive Gruppen erst erlernen mussten. Verglichen mit den trittsicheren Improvisationen von Soft Machine wirken Pink Floyds Gehversuche gar plump.

Das Flair für unverkrampfte Grenzgänge wird als Markenzeichen der Canterbury-Szene gehandelt. Allerdings ist es schwierig, herauszufinden, worin die eigentliche Szene bestand, denn auf die einschlägigen Webseiten mit ihren detaillierten Szene- Stammbäumen darf man sich nicht verlassen: hier wird Mythenpflege betrieben und vieles zusammengeführt, das nur bedingt zusammengehört. Tatsächlich ging von Soft Machine ein dichtes Spinnennetz von seelenverwandten Musikern aus. Nur hatten die meisten dieser Kontakte – einmal vom Wilde-Flowers- Gitarristen Richard Sinclair und dessen Band Caravan abgesehen – denkbar wenig mit Canterbury zu tun. Henry Cow (mit Fred Frith an der Gitarre) wurde in Cambridge aus der Taufe gehoben, Hatfield & The North (später National Health) operierte von London aus, und Daevid Allens Nachfolgeband Gong war in Frankreich stationiert, weil der Australier eine Zeit lang nicht nach England einreisen durfte. Von all den verschiedenen Persönlichkeiten, die der Canterbury-Szene zugerechnet werden, ist nur gerade Hugh Hopper der Schläferstadt im englischen Südwesten über all die Jahre treu geblieben. Das aber nicht etwa wegen der lebendigen Musikszene, gab er einst zu Protokoll. Schon in den  sechziger Jahren sei in Canterbury nicht viel los gewesen, erst Soft Machine hätten die Stadt von London aus auf die musikalische Landkarte gesetzt.  

Wer heute Canterbury sagt, der meint eher ein frei schwebendes Gitter von musizierenden Akteuren ohne fixes Epizentrum. Oder wie