Alltages soweit zu entziehen, dass noch ein Quentchen musikalische Forschungslust übrig geblieben ist, haben es besser denn je. Dank des Internets sind heutige Musikfans jeden Alters ungleich besser informiert als ihre Vorgänger in den Achtzigern und Neunzigern, geschweige denn noch früher. Unzählig sind die Blogs und Foren, in denen Fans Tipps und Platten austauschen. Der Schreiber dieser Zeilen befindet sich seit Wochen im Banne eines Krautrockfiebers, ausgelöst durch die kombinierten Möglichkeiten der Up- and Download-Plattform «rapidshare.com» sowie der unzähligen dadurch abzapfbaren Blogs, in denen Fans ihre Raritäten zugänglich machen. Das Panorama des Angebotes reicht von türkischer Psychedelik über argentinischen Prog.-Rock bis hin zu abseitigen Folk-Experimenten und mexikanischen Mod-Bands – der Erfrischungseffekt ist wahrhaft berauschend und ist aus dem letzten U.N.K.L.E.-Album ebenso herauszuspüren wie aus dem Sound der amerikanischen Balkan-Kombo Beirut.
Den so desperaten wie hilflosen Versuchen der Musikindustrie, das durchgebrannte Pferd «Internet» doch noch zu bändigen, standen 2007 allerhand Versuche einzelner Künstler entgegen, die neue Technologie für ihre Zwecke zu adaptieren. Künstler, die sich auf Grund einer gewaltigen MySpace-Fangemeinde einen konventionellen Plattenvertrag aushandeln können, sind keine Seltenheit mehr. Das rüttelt aber nicht am Fundament des alten Geschäftsmodelles. Auch Download-only-Veröffentlichungen sind keine Seltenheit mehr: eine Band – oder ein Plattenlabel – kann sich so zumindest die Produktions- und Vertriebskosten sparen. Eine allfällige Hitparadenplatzierung geht so nicht verloren – Downloads werden heute von den meisten Charts mitgenommen.
In einem Punkt sind Download-Sites wie iTunes indes genauso umstritten wie ihre physischen Vorgänger, die Plattenläden: so, wie jene gewisse Spezialgebiete nicht führten, fehlen diese auch bei den Download-Sites oft und werden damit von den Mainstream-Charts genauso ignoriert wie früher. Einen ganz neuen