«Oh God I am the American Dream!»
Zappa-Fans werden mit der Wahl dieses Albums eventuell nicht zufrieden sein. Man muss wissen: der Zappa-Fan ist ein Besessener. Zappa hört man nicht einfach. Das Gesamtwerk dieses aussergewöhnlichen musikalischen Derwischs ist derart vielfältig, unendlich gross und komplex verschachtelt, dass man sich entweder mit der Gesamtheit befasst oder es dann ganz bleiben lässt. So viele Anhänger es auch geben mag (und es gibt viele, der Schreibende gehört seit Jahren dazu) – so gibt es doch ebenso viele Musikfans, die bewusst Distanz halten zu diesem Mann, der in Sachen kompositorischer Einfälle den Unwilligen massiv überfordert und in Sachen Zynismus und Sarkasmus den Optimisten den amerikanischen Traum derart überspitzt um die Ohren knallt, dass ihnen ihre «Political Correctness» im Hals stecken bleibt.
«Sheik Yerbouti», erschienen 1979, ist eines der Alben, die man als Zappa-Fan nicht als erste Wahl nennen würde. Weil für den Fortgeschrittenen in vielen anderen seiner unzähligen Werke, mehr Tiefe, mehr Unter- und Hintergründiges steckt, als in diesem Doppelalbum. Man denke nur an Klassiker wie «Freak Out», «Uncle Meat», «Apostrophe», «We’re Only In it For The Money» und und und… Dennoch: «Sheik Yerbouti» ist eine grossartige Platte. Weil sie vieles von Zappa preisgibt und sich gewissermassen als Einstieg, als ein sich weit öffnendes Tor zu diesem Universum bestens eignet. Wer Zappa nicht oder nur zuwenig kennt, der muss hier durch. Und er wird mit grossartigen Gitarrenriffs und unendlich vielen Ohrwürmern belohnt. Und er wird die zappaesken Obszönitäten kennenlernen, mit denen er den American Way Of Life permanent beschmutzt hat. Er war nicht von ungefähr einer der ersten, der sich mit «Parental Advisory – Explicit Lyrics»-Aufklebern auf seinen Platten konfrontiert sah.