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das kulturelle überformat
Nr. 10 / 4. Dezember 2007
#Interview mit k.d. lang
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musik
Interview mit k.d. lang

Können Sie in der Arbeit kanadischer Künstler ein verbindendes Element erkennen?

Ich glaube, was vielen von uns gemeinsam ist, ist ein starkes Naturbewusstsein und ein Gefühl für die Weite der Landschaft. Das ist nicht nur bei Songschreibern wie Neil Young zu spüren, man sieht es auch in den Büchern von Margaret Atwood. Viele Arbeiten kanadischer Künstler drehen sich um die Beziehung zwischen Mensch und Natur.

Ist Ihnen diese Einsicht in Los Angeles gekommen?

Nein, ich war mir dessen sehr früh schon bewusst. Ich erkannte es, als ich noch die Junior High School besuchte. Damals ging ich im Sommer sehr gern in die gigantische, leere Eishockey-Halle, um zu singen. Der Hall dort war grossartig. Das hat mir früh die Beziehung von Raum und Musik aufgezeigt.

Man hat Sie einfach so in die Halle hineingelassen?

Sie war nie abgeschlossen. Auch die Kirche war nicht abgeschlossen. In die Kirche bin ich damals auch gegangen, dort gab es ein Klavier und die Akustik war herrlich. Sogar die Schule war kaum je abgeschlossen.

Wie hat Ihr Coming Out als Lesbierin den weiteren Verlauf Ihrer Karriere beeinflusst?

Nun, es hat mir eine Weile lang ein Fährtchen ins Blaue beschert. Auf jeden Fall war es von Vorteil, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Medien zu gewinnen. Ansonsten gab es Pro und Contra. Es mögen daraus da und dort Probleme mit Radiostationen erwachsen sein, deren Werber ihre Produkte nicht mit einem schwulen Lebensstil in Zusammenhang gebracht haben wollten. Auf jeden Fall blicke ich auf mein Coming Out mit Stolz zurück. Es erfüllt mich mit grosser Genugtuung, dass ich auf diese Weise einen Beitrag an die Gesellschaft leisten durfte, einen Beitrag an die straighte und die schwule Gesellschaft – quasi ein Öffnen von kulturellen Türen. Unterdessen glaube ich, dass meine Musik wieder in den Vordergrund gerückt ist. Dabei ist meine Sexualität nicht unter den Tisch gefegt worden, sie steht einfach nicht mehr im Mittelpunkt. Der Fokus ruht auf mir als Performer, und das ist ein gutes Gefühl.

Ist es nicht ein komisches Gefühl, wenn praktisch jeder Medienbeitrag früher oder später den Ausdruck «lesbische Ikone» aufwirft?

(lacht) Na ja, wenn ich mich daran stossen wollte, könnte ich es durchaus tun. Aber ich habe nun mal beschlossen, dass es mich nicht stört. Denn wie gesagt – es verhilft ja auch zur Publicity und dadurch wirft es – so hoffe ich zumindest – ein positives Licht auf die schwule und lesbische Kultur.