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das kulturelle überformat
Nr. 10 / 4. Dezember 2007
#Interview mit k.d. lang
  3/8
musik
Interview mit k.d. lang

«Watershed» passt noch weniger in die Stilschubladen, die wir allgemein kennen. Als einziger Vergleich fällt mir allenfalls noch ihre Landesgenossin Jane Siberry ein, die eine ähnliche Vielzahl von Einflüssen zu einer ureigenen Musik verarbeitet. War es ein bewusster Vorsatz, dass Sie hier die diversen Fäden ihrer Muse enger ineinander verflechten wollten?
 
Das habe ich tatsächlich versucht, so gut ich es konnte. Ich weiss nicht, ob es mir wirklich gelungen ist – aber ich habe doch das Gefühl, dass das Album ziemlich gut meine Art, Musik zu hören und zu fühlen, repräsentiert. Was die Lieder verbindet – ich habe nun eben eine Stimme, die zu einer ganz bestimmten Art von Melodie und Lied passt. So diese ungezwungene, altmodische Art von «crooning», die Ende der fünfziger Jahre aus der Mode geriet. Rocken zum Beispiel kann ich mit dieser Stimme überhaupt nicht. Aber wenn man eines Tages einen Anruf von einem Tony Bennett bekommt, der mit einem ein Album aufnehmen will, dann kann man sein Bedauern, dass man nicht klingt wie Tom Waits, leicht vergessen.

Sieben Jahre für elf neue Lieder – ich nehme an, Sie haben in der Zeit so um die fünfzig Lieder komponiert?

Ein paar waren am Schluss tatsächlich überzählig. Aber ich habe dazwischen auch anderes gemacht, eben «A Wonderful World»

mit Tony Bennett und das kanadische Covers-Album. Das hat grosse «chunks» (Brocken) von Zeit in Anspruch genommen.

«Enjoyable chunks» nehme ich an, oder?

(lacht) Enjoyable Chunks – ein toller Name für eine Band!

Welche Auswirkungen hatte die Arbeit an «Hymns Of The 49th Parallel» auf Ihre eigenen Lieder?

Sich als Songschreiber daran zu machen, eigene Lieder zu komponieren, wenn man zuletzt nur noch grossartige Lieder von den ganz Grossen interpretiert hat, das war schon schwierig. Aber dann sagte ich mir: «Weisst Du was? Das waren die besten Lieder aus dreissig Jahren – es ist die Crème de la Crème – es ist doch okay, wenn man damit nicht konkurrieren kann, es ist doch okay, was ich mache.» Ich schreibe, was ich schreibe. Mit diesem Gedanken im Kopf konnte ich mich endlich auf die Arbeit konzentrieren. «Hymns Of The 49th Parallel» gab mir indes auch eine neue Perspektive. Ein Lied wie «Hallelujah» etwa. In der Originalversion von Leonard Cohen ist das Lied ja nicht besonders bemerkenswert. Klar, der Text ist grossartig – aber Melodie und Arrangement sind nicht sonderlich packend. Erst Jeff Buckley hat das Lied spektakulär gemacht. Es geht ganz einfach darum, sich beim Schreiben eines Liedes an einem Ort der Wahrheit aufzuhalten.