Es ist erstaunlich, dass Sie alle noch Freunde sind.
Wir haben so viel zusammen durchgemacht, dass wir zwangsweise heute irgendwie verbunden sind.
Und Sie haben es offensichtlich noch immer nicht satt, Plattenlabels zu führen.
Aber nein doch – es gibt nichts Besseres! Nichts! Ich habe 43 Jobs. Die anderen 42 machen auch Spass. Aber der beste Job ist das Label. Nur wenig dahinter steht der Job eines Managers. Allerdings muss man als Manager eine gewisse Freude daran haben, Windeln zu wechseln. Ich habe nichts dagegen, die Windeln meiner eigenen Kinder zu wechseln, aber die Windeln der Musiker, da hört es bei mir auf. Vielleicht bin ich auch schlicht nicht gut als Manager. Rob Gretton hat immer gesagt, ich sei ein Shit-Manager. Für mich, der weder singen noch sehr gut Gitarre spielen kann, ist eine Plattenfirma perfekt. Man muss nicht viel tun dabei. Aber wenn man das Wenige, das es zu tun gibt, gut macht, kann man einiges erreichen.
Der Stress muss Ihrer Gesundheit einiges abfordern, oder?
Aber nein, nein, nein doch!
Nervliche Energie?
Nein, nein! Ich werde mindestens neunzig Jahre alt. Das ist alles ganz locker.
Was finden Sie dabei am Aufregendsten?
Es ist wie das Gärtnern. Man sät Körner und sieht, wie der Garten wächst. Es ist, wie wenn man als Eltern das erste Lächeln des Kindes sieht, die ersten Schritte, die ersten Worte – man sieht dieses kleine Ding, von dem man weiss, dass es das Wunderbarste ist auf der ganzen Welt, man sieht es wachsen.
Wie sind Sie auf diese, Ihre neueste Band gestossen (die Rapgruppe Raw-T)?
Mein Sohn ist in der Jungle-Szene. Er lebt in London, geht dort an die Uni, aber die Londoner Jungle-Szene geht ihm auf die Nerven. Vor etwa eineinhalb Jahren sagte er mir, ich müsse unbedingt ein paar Kumpel von ihm live anschauen. Ich bin aus lauter Höflichkeit hingegangen. Hat mir ziemlich gestunken. Wir gingen also an diesen Gig. Persönlich habe ich britische Rapper immer gehasst. Ob schwarz oder weiss, es hat in meinen Ohren immer unauthentisch und verschissen getönt. Aber diese vier kleinen Boys da auf der Bühne – es war genau gleich wie bei den Happy Mondays oder bei Joy Division. Diese Intensität, diese Körpersprache! Es war – mein Gott, es war des Beste, was ich seit Jahren gesehen und gehört hatte. Ich habe sie gleich unter meine Fittiche genommen.