Unter der Führung von DJ Mike Pickering (später Begründer von M People) erlangte die Hacienda legendären Status. Wilson nahm die Happy Mondays unter Vertrag, die Acid mit Dance und Indie kombinierten. Durch deren Erfolg war es möglich, die Löcher im Budget zu stopfen. Aber dann stürzten die Mondays ab und New Order hatten kein neues Album bereit, damit war alles vorbei. Im Dezember 1992 machte Factory Konkurs, zwei Jahre später die Hacienda. Von da an führte Wilson mit seiner zweiten Lebenspartnerin Yvette Livsey «In The City», eine Messe in der Art der Popkomm: «Es darf nicht alles aus London kommen. Warum wehren sich andere Provinzstädte nicht?», meinte er. Factory Records hangelte sich vor einigen Jahren zu einer vierten Inkarnation durch. Zuletzt hiess das Label F4 und kümmerte sich als erstes um die Geschicke eines Hip Hop-Quintettes namens Raw-T. Nebenbei verfasste Wilson auch ein skurriles Buch, «24 Hour Party People» (unter dem gleichen Titel auch noch verfilmt), eine zu gleichen Teilen süffige wie ärgerliche Mischung von Memoiren, Lügen, Mythen und lustigen Anekdoten.
Die Begegnung
Am 21. Februar 2005 reise ich nach Manchester, um Tony Wilson über seine neuesten Aktivitäten zu befragen. Ich freue mich auf das Treffen. Wilson gilt als einer, der seinen Mund nicht halten kann. Und nachher selber nicht mehr weiss, was er gesagt hat. So stand es einst als gigantische Schlagzeile in The Face geschrieben, Wilson hätte verkündet, der Tod von Joy-Division-Sänger Ian Curtis sei «das Beste, was ihm je passiert sei». Wilson erkundigte sich, ob er das wirklich gesagt habe. Sicher, erklärte man ihm bei The Face, man habe das Tape. Wilson entschuldigte sich in aller Form bei Curtis’ Angehörigen. Etwas mehr als fünf Jahre später gestand ihm eine Ex-Redakteurin der Zeitschrift, die Belegschaft hätte sich verpflichten müssen, nicht zu verraten, dass es weder das Zitat noch das Tape in Wirklichkeit gegeben habe – nach fünf Jahren verfällt in