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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Manchester
  7/9
dossier: Factory Records
Manchester

Eine Kunstgalerie, die auch eine chemische Reinigung beherbergt. «Rags To Riches», wo es «unique clothes, tarot and photography» zu kaufen gibt. «Shalimar», ein Restaurant, das mit seinen zerquetschten Plastikblumen und windschiefen Kerzenständern auch als postmoderne, interaktive Installation in der Tate Gallery auftreten könnte und trotzdem perfekte Billig-Curries, -Kebabs, und ja -Fish & Chips serviert. Ein Barbier, der für zwölf Franken aus jeder Frisur Kleinholz macht. Dazu an allen Ecken Plattenläden, in denen reihenweise Vinyl steht. Und Pubs, wo lauter kleine Elvisse und John Lennons an der Bar hängen. An den Mauern prangen nicht die hässlichen Autogramme adoleszenter Spraydosen-Exhibitionisten, sondern säuberlich hingepinselte Jimi-Hendrix-Köpfe und Horrorvisionen im Stil von H.R. Giger. Kurzum – es könnte London cirka 1972 sein. Aber es ist Manchester – im Jahr 2007. Derweil die klassischen, trendigen Londoner Ladengegenden immer mehr den Starbucks und Gaps dieser Welt weichen, ist der verspielte Experimentiergeist einer verloren geglaubten Epoche im Northern Quarter von Manchester, also da, wo sich bei meiner Stone-Roses-Visite die Ratten und die Second-Hand-Pornos tummelten, wieder auferstanden. Grosse Sprüche klopften die Mancunians schon immer. Die T-Shirts mit der Aufschrift «And on the 6th day, God created Manchester» (Copyright: Designer Leo Stanley) gab es schon 1990. Der Wahrheitsgehalt solcher Eigenwerbung war für den Aussenseiter schwer nachvollziehbar. Heute ist es einfacher. Die Stadt strotzt vor Individualität, Farbe und Lebensfreude. Ja, Piccadilly Gardens ist nun sogar mit einem schönen Rasen bewachsen. Selbst die Tauben haben nun, wo sie von Shaun Ryder in Frieden gelassen werden, einen gewissen Glanz im Gefieder.



«Dass nichts Besonderes dran ist.»

Tom Hingley (Inspiral Carpets)

«Ein romantischer Name. Nie regnet es nicht. Die Mancunian Egos – es braucht ein grosses Ego, sich so anzuziehen. Und das Quartier Rusholme, wo es fünfzig Millionen Curry-Restaurants gibt.»
David Gedge (The Wedding Present)

«Die jungen Boys und ihre vielen Enttäuschungen.»
Paul Morley (Journalist)

«Alles.»
Johnny Marr (The Smiths)