Canalstreet © Foto: N. J. Higham

Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Manchester
  8/9
dossier: Factory Records
Manchester

Am Anfang der Revolution standen die Schwulen. 1992 wurde im Canal-Street-Quartier mit Manto die erste Schwulenbar eröffnet, die sich nicht versteckte, sondern ihre Kundschaft «out and proud» hinter einer Glasfassade paradieren liess. Im Nu war das Quartier verwandelt. Aus einem jährlichen Flohmarkt wurde ein rauschender Schwulenkarneval, aus leeren Garagen entstanden Bars, und in den verlotterten einstigen Bordellen nisteten sich schwule Anwaltspraktiken, Taxibetriebe und Ärzte ein. Die TV-Serie «Queer As Folk» trug den Ruf in die Welt hinaus.

Dann kam 1996 die Bombe. Die IRA zündete 1700 kg Semtex und jagte das Stadtzentrum in die Luft. «Regenerierung» war unausweichlich – sie geschah mit Umsicht, Stil und Grosszügigkeit. Die moderne Architektur lebt in glücklicher Symbiose mit den grandiosen, renovierten alten Lagerhäusern, den sogenannten «Manchester Palazzos». Nun ist das Arndale Centre sogar cool genug für einen Selfridge’s-Store. Der Neuaufbau des Shopping-Distriktes brachte auch Leben in die Umgebung. Im anliegenden Deansgate zogen reihenweise kleine, feine Boutiquen ein. Eine noch frappantere Metamorphose erfasste das eingangs beschriebene Northern Quarter. Hier, wo sich einst nur Drogenhändler und Occasions-Möbelläden hingewagt hatten, liess sich eine neue Generation von Mancunians durch das Beispiel des Schwulendorfes inspirieren. Kunsthandwerker, Galerien, Edeltöpfer, Schneider, Plattenläden, Galerien, Bars – überall spross und spriesst eine Kreativität, die nicht nur kommerziell motiviert ist. Dabei ist die Kunst omnipräsent. In der fantastischen neuen Lowry-Gallery – einem Gebäude, das gebaut ist wie