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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Joy Division
  6/7
dossier: Factory Records
Joy Division

Curtis’ Freitod leitete für Wilson und seine wichtigsten Schützlinge die erste Sinnkrise ein. Als New Order mussten sich Sumner, Hook und Morris aber nicht zu weit nach einem neuen Sound umsehen: von den Maschinenrhythmen der Düsseldorfer Techno-Pioniere Kraftwerk inspiriert, trug das Trio den Funken der elektronischen Musik bereits in sich. So war es von Joy Divisions synthetisch angereicherten Zuckungen zu New Orders innovativem Brückenschlag zwischen Wave und Dance nicht weit. Mit «Blue Monday» (1983) verlieh die durch die Keyboarderin Gillian Gilbert zum Quartett avancierte Band der Clubmusik den düsteren Elan des Underground – und landete ohne Imageverlust einen Millionenseller.

Bis Ende der achtziger Jahre legten New Order mit weiteren Exkursen in Richtung Hip-Hop, House und Techno nach. Als Mitinhaber des einflussreichen Hacienda-Klubs in Manchester konnte die Band mit neuen Musiktrends mithalten, aber als nach Factory auch das Hacienda in finanzielle und personelle Schwierigkeiten versank, verlor New Order den für ihre Entwicklung wichtigen Kontakt zur Dance-Szene. Das schlug sich in ihrer Karriere nieder. Ab Mitte der Neunziger engagierten sich die Bandmitglieder vor allem bei Soloprojekten (Sumner und Hook) und Familiengründungen (Morris und Gilbert). Kam das Comeback-Album «Get Ready» (2001) noch erfrischend rockig daher, so wirkt das aktuelle «Waiting For The Sirens’ Call» (2005) aalglatt und redundant.

Zurzeit ist nicht sicher, ob es New Order überhaupt noch gibt, und da kommen die vielen Rückblenden zur Anfangszeit als Joy Division gerade im richtigen Moment. Allerdings drohen New Order von der