Die letzten beiden Alben, die Ian Curtis
gehört hat: «Transformer» von Lou Reed
und «The Idiot» von Iggy Pop
Die Geschichte von Joy Division hat aber nicht nur Kuriositätenwert. Einerseits, weil die täuschend simple Musik ein Kerneinfluss für so unterschiedliche Bands wie The Cure, Nine Inch Nails, Janes’ Addiction und Interpol war und ist: ihre Wichtigkeit wird einem spätestens dann klar, wenn man den Vergleich zwischen U2s Stadionhit «With Or Without You» und Joy Divisions Abschiedsingle «Love Will Tear Us Apart» macht. Die atmosphärischen Ähnlichkeiten sind frappierend.
Mit «Control» wird auch ein hartnäckiger Totenkult um die Person des Ian Curtis bedient. Für die achtziger Jahre symbolisierte der hagere Brite mit dem wackeligen Bariton das, was Kurt Cobain für die Neunziger werden sollte: ein gequälter Geist, der an den Strapazen des Musikgeschäfts zugrunde ging, aber bis zu seinem Freitod die Entfremdung und den Zorn seines Publikums wie ein Schamane kanalisierte. Wie später Nirvanas Songs wurden auch Joy Divisions Ausstösse postum neu gedeutet – als Hilferufe, die ungehört verhallten.
Tatsächlich erlitt Curtis in den letzten Monaten seines Lebens immer häufiger epileptische Anfälle, die ihn befürchten liessen, eine Gefahr für seine kleine Tochter zu werden. Und Joy Divisions bevorstehende Amerikatournee soll ihm Schreckensszenarien vor Augen geführt haben, in denen er auf offener Bühne zusammenbrach. Eine tragische Figur war er wirklich; trotzdem darf man die lebensbejahende Kraft von Joy Divisions Musik nicht wegreden. Die Energie und Dringlichkeit, mit der das Quartett ihre lauten, traurigen Songs hinauspumpte, hat ihre Faszination bis heute nicht verloren.