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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Biopics
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dossier: Factory Records
Biopics

Charles’ Kurzschluss zwischen Gospel und Rhythm’n’Blues auslösten, werden nur gestreift. Ärgerlich ist auch, dass in «Ray» auch Fakten verdreht werden, um die Geschichte dramatisch aufzubauschen. Das nimmt Taylor Hackfords Oscar-gekrönter Hommage etwas von ihrer Überzeugungskraft.  

Wobei an einer Straffung der Realität eigentlich nichts auszusetzen wäre. Schliesslich ist das Musikerleben von langen Durststrecken und Wartezeiten geprägt. Und indem die Filmemacher ganz auf Fakten verzichten, gelingt es ihnen manchmal mehr über die Stimmung einer Ära auszusagen, als wenn sie an einem journalistischen Anspruch festhalten. So war Todd Haynes’ «Velvet Goldmine» (1998) eine aus Charakteren und Anekdoten zusammengeflickte Fantasie über die Glam-Ära der frühen siebziger Jahre, die die obligate Dekadenz jener Zeit mit furioser Sinnlichkeit ausmalte. David Bowie gingen die vielen Anspielungen auf seine eigene Anfangszeit trotzdem zu nah: er versagte Haynes den Gebrauch seiner Songs im Soundtrack.  

Wie «Velvet Goldmine» verspricht auch «I’m Not There», Haynes’ Meditation über Bob Dylans schnelle Metamorphosen während der sechziger Jahre, Nähe durch Imagination. Am Versuch, die vielen Gesichter des Bob Dylan in einer kohärenten Persönlichkeit zu integrieren, sind schon manche seiner Biographen gescheitert. Da wirkt Haynes Einfall, die Schlüsselfigur (die übrigens nicht Dylan heisst) durch wechselnde Darsteller und Darstellerinnen wie Richard Gere und Cate Blanchett spielen zu lassen, eher wie ein Geniestreich als ein Gimmick.