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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Biopics
  4/4
dossier: Factory Records
Biopics

Dafür, dass manche Projekte gar nie zustande kommen, darf man wirklich dankbar sein. Eine Zeit lang wurde der Rapper LL Cool J für die Rolle des Jimi Hendrix in Betracht gezogen, der CSI-Star Gary Dourdan war mal als Thin-Lizzy-Basist Phil Lynott im Gespräch, David Bowie soll sich einst als potenzieller Frank Sinatra beworben haben. Mit dieser Schnapsidee fiel er beim echten Sinatra natürlich durch. Wer weiss, welcher Teufel Bowie damals geritten hat.

Trotz allen Schwierigkeiten gelingt es einigen Machern doch, die Essenz des Musikmachens auf die Leinwand zu bringen. «Walk The Line» (2005) gibt zwar keine Einsichten in Johnny Cashs religiöse Überzeugungen oder die genauen Gründe für seinen Drogen- und Alkoholmissbrauch, dafür enthält der Film eine Sequenz von seltener Präzision. Als Cash (Joaquin Phoenix) im Sun-Studio vorspielt, zeigt Regisseur James Mangold, wie er und seine Mitmusiker allmählich Schritt fassen und jenen Dampflok-Rhythmus entwickeln, der den noch unbekannten Country-Sänger berühmt machen sollte.

Aber vielleicht sollte es auch nicht überraschen, dass Filmemacher die Auseinandersetzung mit dem Thema Musik scheuen. Hätten Regisseure und Drehbuchautoren tatsächlich Einblick in die Köpfe von Musikern, wären sie wohl selber Musiker geworden.

Nick Joyce