Die Gewalt legte sich auch nicht, als 1980 Manleys erbitterter Gegner, der amerikagläubige, konservative, einstige Musikproduzent Edward Seaga, ans Ruder kam. So wurde der Rasta-Dichter Michael Smith 1983 von politischen Gegnern zu Tode gesteinigt, nachdem er bei einer öffentlichen Veranstaltung den Kulturminister kritisiert hatte. Kein Wunder also, dass viele Jamaikaner keine Hoffnung mehr hatten, dass die Politiker ihnen ein besseres Leben bescheren würden. Erheblich intensiviert wurden die allgemeinen Frustrationsgefühle aber durch die Tatsache, dass ausser Bob Marley kaum einer der grossen lokalen Reggae-Stars reich geworden war und internationales Ansehen genoss, das über die Grenzen der intimen Reggaekreise hinaus reichte.
Pionier Bob Marley
Die Schuld wurde oft – und nicht immer richtigerweise – den grossen Plattenfirmen zugeschoben. Die kleinen, lokalen Plattenlabel hatten es indessen nicht geschafft, im Ausland Fuss zu fassen und waren zur Verbreitung ihrer Musik auf ebenfalls noch ganz junge Labels wie Greensleeves in London und VP in New York, oder aber eine von Jamaikanern geführte Vertriebsfirma wie Jet Star angewiesen, die wussten, wie man ihre Produkte mindestens ans Insider-Publikum brachte. Mit dem Tod von Bob Marley am 11. Mai 1981 hatte der Roots-Reggae dazu seine Kühlerfigur und seinen Talisman verloren: während die Popularität seiner bei Island erschienenen Alben sich in Jamaika in Grenzen hielt, wurde er doch überall als ein Pionier bewundert, der es verstanden hatte, Jamaika zu ungeahnter Prominenz und einigem Geld zu verhelfen.
Die jamaikanische Reggae-Szene kehrte sich in der Folge gegen innen. Die Bemühungen nach einer Kommunikation gegen aussen wurden aufgegeben und stattdessen das Insidertum zelebriert: kein Mensch ausser den Jamaikanern verstand das Patois, das Yellowman und Co. nun – möglichst mit Gusto – noch dicker