Orchester Saxophon. Viele Musiker gingen schliesslich nach Deutschland und traten den dortigen Orchestern bei.» Noch populärer als Live-Bands waren indessen die Sound Systems – fahrende Discotheken, die an allen Ecken für musikalischen Radau sorgten. Die grossen Sound-System-Besitzer der späten fünfziger Jahre hiessen Duke Reid, Lloyd Coxsone, Vincent «King» Edwards und Prince Buster. Ihre Rivalität nahm groteske Züge an. So wurden auf den neuesten Singles alle Angaben ausgekratzt, welche die Konkurrenz darauf bringen konnte, woher dieser Hit stammen könnte. Exklusivität war Programm.
Optimistisches Jamaika
Aber mit dem Verblassen des Trends zu hartem, beschwingten Rhythm & Blues in den USA drohte den Sound Systems das Material auszugehen. So war es denn für die vier Grossen eine Sache des Überlebens, dass sie selber anfingen, für Nachschub zu sorgen. Aus den Musikern der Jazz-Orchester und Hotel-Bands stellten sie ihre eigenen Studiobands zusammen und machten sich ans Werk. Bob Andy: «Im Rhythm & Blues von Fats Domino und Sam Cooke hatte man schon immer einen Beat gespürt, der aber nicht gespielt wurde. In Jamaika hat man dann einfach angefangen diesen Beat, den Ska-Beat, auch zu spielen. Das war ein ganz bewusster Vorgang. Ich war dabei, als es Laurel Aitken und Owen Gray zuerst ausprobierten. Chris Blackwell, der wenig später Island Records gründete, war auch dabei. Ich glaube, Jackie Edwards spielte Klavier. Sie haben also diesen Beat gespielt, und dadurch bekam der Rhythmus mehr Dringlichkeit. Das gefiel dem Publikum, und so hat man ihn dann immer stärker betont.»
Das neuerdings unabhängige, junge, optimistische Jamaika ging in diesem neuen Sound auf. Auf der ganzen Insel wimmelte es plötzlich von Dancehalls. Die schönste hiess Bournemouth Beach Club und befand sich in Kingston: Lord Bournemouth hatte seine