Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Hintergrund
  6/20
dossier: Reggae
Hintergrund

hispanischen Karibikinseln. Weiter gab es Mento, eine dem Calypso verwandte Musik, bei der schnitzelbankartige Texte im Mittelpunkt standen. Der von Harry Belafonte angeführte internationale Calypso-Boom der fünfziger Jahre führte unter anderem dazu, dass die britische BBC den Calypso-Sänger Cy Grant aus Guyana im abendlichen Newsprogramm «Tonight» täglich ein humoristisches musikalisches News-Bulletin singen liess. Andy: «Ausserdem kam in meiner Kindheit viel Musik aus Kuba und Haiti am Radio. Viele Jamaikaner arbeiteten in den Zuckerrohrplantagen von Haiti und der Dominikanischen Republik und brachten die Platten zurück.»

Einflussreiche Popmusik

Nebst Frank Sinatra, Nat King Cole und Ella Fitzgerald war auch Boogie Woogie und Rhythm & Blues im Stil von Roscoe Gordon, Louis Jordan, Lavern Baker und Clyde McPhatter populär. «Ich selber», so Andy, «versuchte zu singen wie Fats Domino, ehe Don Evans und ich als Duo anfingen und an Konzerten in Kirchenhallen auftraten. Dann stiess ein junger Mann zu uns, der in den USA aufgewachsen und mit Anthony & The Imperials zur Schule gegangen war. Er hatte in New York erlebt, wie all diese Gruppen an Strassenecken zum Gesangswettbewerb gegeneinander antraten. Unser grösster Einfluss Anfang der sechziger Jahre war aber die Popmusik, die uns über das Radio aus Miami erreichte. In Jamaika war man damals besser über diese Musik informiert als in Grossbritannien. Miami ist ja nicht weit.»

Jamaika verfügte zudem über eine rauschende Jazz-Szene – vorab Big Bands, die in einem Stil aufspielten, der in den USA längst ausser Mode geraten war. «Replicas von den Count-Basie- und Duke-Ellington-Orchester waren das. Sie spielten immer noch die Big-Band-Musik der Nachkriegsjahre, und ihre Tanzauftritte hatten enormen Zulauf. Rita Marleys Vater Anderson spielte bei so einem