britische Reggae-Album stammte von Steel Pulse: «Handsworth Revolution» bildete 1978 den Soundtrack aller englischer Karibik- und Punkquartiere. Im Rough-Trade-Plattenladen mitten in Notting Hill, angeführt vom supercoolen Kleiderverkäufer und angehenden Filmer Don Letts, hatten die englischen Rastas gemerkt, dass sie mit den Punks mindestens die Aussenseiterhaltung gemeinsam hatten, woraus sich eine bleibende Verbindung zwischen dem schwarzen und dem weissen Underground entwickelte, die nicht zuletzt zur Formierung von antirassistischen Organisationen wie «Rock Against Racism» führte.
Die Texte von Steel Pulse handelten eindeutig von der britischen Umgebung, die Rasta-Perspektive hatte klar britische, deswegen aber nicht minder militante Züge, und die Musik entstammte einer Muse, die mit den Programmen der BBC aufgewachsen war. In diesem neuen englischen Reggae fanden die jamaikanischen Secondos die Möglichkeit, eine Identität zu finden und zu definieren. Mit den gloriosen Auftritten von Aswad am Notting Hill Carnival erreichte diese Suche ihren vitalen Höhepunkt. Hier war eine Band, deren Repertoire vom süssen Lovers Rock bis zum aufrüttelnden «African Children» reichte und das Lebensgefühl der Jugend von Notting Hill perfekt auf den Punkt brachte. Rassistische Spannungen nahmen dadurch zwar kein Ende. Aber man hatte sich jetzt einen neuen Freiraum, ein neues Selbstbewusstsein erkämpft. Reggae war ein musikgewordenes Symbol: man machte damit, was man wollte – ihnen war egal, dass die jamaikanische Musikszene zum Schutz der eigenen Jobs erklärte, nur Reggae aus Jamaika sei authentisch.