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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Hintergrund
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dossier: Reggae
Hintergrund

Die Wandlung kam mit dem Erwachsenwerden der Kinder der «Windrush»-Generation. Zum Teil in Jamaika, zum Teil in Grossbritannien geboren, waren sie mit der Kultur der Karibik dank ihren Eltern immer noch innig vertraut. Aber Schule und Medien in England hatten ihnen eine neue Perspektive verliehen. Dass diese Teenager ihre Zukunft in Grossbritannien, nicht in den West Indies sahen, und dass ihre Eltern wohl ebenfalls nie mehr zurück gehen würden, ging unterdessen auch den Briten auf. Das passte vielen nicht. Rassistische Parolen waren immer häufiger zu hören. Die jungen Jamaikaner akzeptierten nicht, dass man sie als Aussenseiter und Zweitklassbürger behandelte. Sie scheuten vor Konfrontationen nicht mehr zurück, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlten. Grossbritannien reagierte teils erschreckt, teils mit aggressivem Rassismus auf die Tatsache, dass diese jungen Leute die Klischeevorstellung vom Schwarzen als lustigem Gesellen ohne besondere Wünsche auf den Kopf stellten.

Aussenseiter: Rastas und Punks

Die jamaikanischen Secondos hatten indessen nicht nur das Problem, dass die Briten ihrer Situation gegenüber wenig Sympathie zeigten. Ihre Interessen passten auch nicht mit den Interessen ihrer Eltern zusammen. Die Eltern hatten alles daran gesetzt, sich zu integrieren. Ihre Kinder beharrten als Briten auf das Recht, aufzufallen und ihrer Meinung Ausdruck zu geben. Reggae war der perfekte Rahmen für ihre Bemühungen. Aber nicht der Reggae, wie er in Jamaika den Ton angab – das hätte geheissen, sich einen anderen, nicht authentischen Mantel umzulegen. Junge Bands wie Steel Pulse aus Birmingham, Cimarons, Aswad, Reggae Regular und Matumbi machten sich daran, einen Reggae zu formen, der ihre Erfahrungen in Grossbritannien widerspiegelte. Cimarons begleiteten viele Sänger auf ihren England-Tourneen, derweil Aswad sogar als Begleitmusiker von Burning Spear auf dessen 1977 erschienen Live-Album auftraten. Das erste, grosse