die Dub schon wenig später zur eigenständigen Musikform machten, nahmen mit simpelsten Mitteln viele Techniken, Tricks und Klänge vorweg, die allenfalls noch mit den frühen Werken der deutschen Krautrockgruppe Can verglichen werden können. Anderswo wurde deren Potenzial erst mit dem Aufstieg der elektronischen Musik in den achtziger und neunziger Jahren wirklich erschlossen (es ist kein Zufall, dass die britische Avantgarde-Musikzeitschrift The Wire noch heute in jeder Ausgabe eine Dub-Seite führt).
«Riddims»
Zwischen 1965 und 1968 überstürzten sich die Entwicklungen in Jamaika. Dem half die Tatsache, dass sich niemand um das Copyright und die individuellen Rechte kümmerte. Eine gute Idee gehörte stets allen. Die Produzenten steuerten die Szene. Sie liessen ihre Studiomusiker «Riddims» bauen (also Instrumentaltracks mit repetitiven Bassläufen, die unter ihrem eigenen Namen bekannt wurden), die sie von einer Masse von Möchtegernstars besingen liessen. Diese bekamen für die Arbeit und für das von ihnen selber zum Riddim komponierten Lied ein paar Dollar und traten damit alle Rechte ab. Die Situation für den Sänger änderte sich erst, wenn seine Liedversion Erfolg hatte – dann konnte er für seinen nächsten Studioauftritt ein paar Dollar mehr verlangen. Für die einzelnen Sänger war das System bestimmt kein Zuckerschlecken, aber für die Entwicklung der Musik war es grossartig. Nicht nur schraubte der Konkurrenzkampf die Qualität des Gesanges und der Lieder immer höher. Auch zwang die Kurzlebigkeit eines Liedes die Produzenten, jeder auch noch so ausgefallenen Idee eine Chance zu geben.
In den Gegebenheiten dieser Zeit liegt auch die Tatsache begründet, dass eigentliche Bands im jamaikanischen Reggae äusserst selten waren und blieben. Die Produzenten hielten sich gesangslose Studiobands, die effizient jede Stimme begleiten