Clement «Coxsone» Dodd
© Studio One

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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Hintergrund
  10/20
dossier: Reggae
Hintergrund

geworden. In der florierenden Musikszene sahen viele Teenager ihre einzige Hoffnung, einem Leben in der Armut zu entweichen. Zu Tausenden pilgerten sie vom Land ins Westkingstoner Ghettoviertel Trenchtown, um dort ihr Glück zu suchen. Die Masse intensivierte nicht nur den Druck im Kampf ums Überleben. Auch auf musikalischer Ebene hatte es Veränderungen gegeben. Die Szene war vorerst vielfältiger geworden, denn im Schatten der Giganten Coxsone und Reid hatten sich andere Produzenten etabliert, die alle ihren eigenen Stil in die Musik einbrachten, darunter Joe Gibbs, Bunny Lee, Sonia Pottinger und Edward Seaga (der spätere, konservative Premierminister). Die Rhythmen waren verlangsamt worden, das Augenmerk hatte sich von jazzigen Instrumentals auf den Gesang verlagert, der Solo, in Duos oder Trios vorgetragen wurde. «Bluebeat» oder auch «Rocksteady» hiess der neue Stil, der sowohl zu passionierten Liebes(schmerz)erklärungen als auch zu sardonischen Macho-Bezeugungen passte. Letztere kamen vor allem aus der Teenager-Szene von Trenchtown. Den aggressiven Jugendlichen, die mit klingenscharf gebügelten Hosen und tadellosem Kurzhaarschnitt eine «don’t mess with I»-Attitüde markierten, war unterdessen der charmante, selbstironische Ehrentitel «Rude Boys» verpasst worden.

Daraus entwickelte sich bald ein eigenständiges Genre. Es umfasste einerseits so unmissverständliche Selbstdarstellungen wie «I’m The Toughest» (von Peter Tosh geschrieben und zusammen mit Bunny «Wailer» Livingston im Studio One aufgenommen, während Bob Marley vermeintlicherweise endgültig