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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#Bob Marley
  10/11
dossier: Reggae
Bob Marley

Die europäischen – nicht aber die amerikanischen – Plattenfirmen rochen bald Lunte. Sowohl Island als auch die neue Firma Virgin lancierten ein intensives Reggae-Programm. Die Vielfalt der Veröffentlichungen war enorm. Es kamen keineswegs nur Marley-Clones auf den Markt. Virgin zum Beispiel versuchte es auch mit den Toasters I-Roy, U-Roy und Tapper Zukie sowie mit den herrlichen jamaikanischen Dancehall-Vignetten von Johnny Clarke. Bei Island erschienen lauter Klassiker von Lee Perry, Justin Hines & The Dominoes, Max Romeo, Toots & The Maytals, Burning Spear und vielen anderen. Jedes grössere britische Label nahm nun diverse Reggae-Bands unter Vertrag, während eine Masse von unabhängigen Labels weiterhin den Hardcore-Dancehall-Markt versorgte.

Segen und Fluch

Abgesehen davon, dass man subtiler hätte vorgehen können als jeden neuen Reggae-Künstler als «den neuen Marley» anzupreisen, war es nicht unbedingt die Schuld dieser Plattenfirmen, dass das Publikum vom breiten Angebot wenig Gebrauch machte. Island Records unterstützte Reggae noch weit in die achtziger Jahre hinein und veröffentlichte immer wieder Meilensteine. Virgin kehrte der Musik den Rücken, als man nach einer Regierungskrise in Nigeria das ins dort florierende Reggae-Geschäft investierte Geld verlor. Angesichts der bescheidenen Verkaufszahlen vieler Reggae-Alben – Dancehall-Fans kauften ja immer noch lieber Singles oder gar Maxi-Singles – war es den anderen Firmen nicht zu verübeln, dass sie den Reggae aufgaben. Viele jamaikanische Reggaekünstler erholten sich von dem Frust nie. Sie fühlten sich verschaukelt, sangen künftig nur noch fürs loyale Lokalpublikum und erzählten ihren Enkeln böse Geschichten über das babylonische Musikgeschäft.
Die Marley-PR-Kampagne von Island Records hatte nur allzu gut funktioniert. Ausserhalb der eigentlichen Reggae-Zentren herrschte