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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Legendäre Alben wiedergehört: John Cale: «Fear» (1974)
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musik
Legendäre Alben wiedergehört: John Cale: «Fear» (1974)

Thompson war zugegen – er spielte Slide auf «Momamma Scuba», einem Song über zwei Polizisten, bei welchem Cale – «foolishly» schreibt er in seiner Autobiographie – den letzten Vers weggelassen habe, die einen der Cops sterben liess.

Die Musiker wussten Cales ungewöhnliche, drogen- und alkoholgetriebene Vision kongenial in Musik umzusetzen. Pervers verstimmte Gitarren («Wenn man sich durchbeisst, damit etwas zu machen, kommt schon was heraus.») gehören zur Stimmung ebenso wie rätselhafte Maximen. Zum Beispiel die des Titelstückes, «Fear Is A Man’s Best Friend»: «Fear ist eine Idee», schreibt Cale in der Autobiographie. «Es geht um Paranoia. Eine Situation, wo man nicht sagen kann, was stimmt und was falsch ist. Es ist eher eine Dialektik – eine Position, die man einnehmen kann oder auch nicht. Wie man auch nicht sagen kann, ob ein Mensch schlecht ist oder gut. Er ist beides. So ist es vielleicht besser, Böses zu tun als gar nichts. Andererseits ist es unmöglich, an einen Punkt zu gelangen, wo man gar nichts tut.» «Fear» erschien 1974. In Geist und Klang war es kein bisschen weniger radikal – und dabei gleichzeitig süffig – als alles, was die Punks später anzustreben versuchten. Übrigens hat John Cale mein Exemplar seiner Autobiographie «What’s Welsh for Zen» signiert. Da steht: «Hans-Peter’s copy – Touch and you die!».

Hanspeter Künzler