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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Musik-Recycling
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musik
Musik-Recycling

drei Millionen verkauften Exemplaren die Erwartungen des Sony-Konzerns – und kehrte nach Michael Jacksons Tod sogar in die Hitparaden zurück.

Im Zuge des grossen Rezyklierens wird sogar die Hitparade zur Historie. Chartsverwöhnte Stars wie Lady Gaga und Beyoncé Knowles geben ihre Alben schon bald nach der Erstveröffentlichung als so genannte Special- oder Platinum-Editions heraus, die mit Single-B-Seiten, Remixes und verändertem Artwork zu veritablen Neuerscheinungen aufgebauscht werden. Man wolle den Fans so einen Mehrwert geben, heisst es von Seiten der Plattenfirmen. Der Kunde fragt sich allerdings zu Recht, ob man diese Extras nicht schon beim ersten Durchgang hätte bieten können.

Denn in den meisten Fällen liegt das Bonusmaterial bereits bei der Erstveröffentlichung vor, wobei es natürlich Ausnahmen gibt. Eminem etwa, der seinen Millionenseller «Relapse» mit sieben neuen Stücken aufpeppte und als «Relapse – Refill» ein zweites Mal auf den Markt schickt. Er wolle den Fans seine neusten Stücke nicht vorenthalten, argumentierte Eminem, schliesslich sei er gerade dabei, eine musikalische Spitzkehre zu vollziehen. Wenn es Marshall Mathers aber wirklich um eine selbstlose Serviceleistung gegangen wäre, hätte er besagte Stücke auch ins Netz stellen oder als Mini-Album anbieten können. Hier wird Kohle gemacht.

Konsequenter operieren da Künstler wie U2, Robbie Williams oder die Toten Hosen, die ihre Alben von Anfang an in multiplen Editionen herausbringen. Für die ganz grossen Fans gibt es Deluxe- oder Super-Deluxe-Versionen mit zusätzlichen DVDs, Fotobänden oder hochwertigen Vinyl-LPs, während die  Masse mit der kommunen Einzel-CD oder den MP3-Dateien aus dem Hause iTunes bedient wird. Um Peter Jenners Zugmetapher ein letztes Mal zu bemühen: es müssen ja nicht alle immer mit der 1. Klasse fahren…