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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Musik-Recycling
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Musik-Recycling

Aus der Vergangenheit lässt sich leicht Kapital schlagen, das weiss die Plattenindustrie schon lange. In den 1960er- und 1970er-Jahren begnügte sie sich noch damit, die Hits ihrer grössten Künstler zu Greatest-Hits- und Best-Of-Kollektionen zusammenzutragen, seit dem Anbruch des CD-Zeitalters Mitte der 1980er-Jahre betreibt die Branche so etwas wie eine Dauerretrospektive. Mit einer scheinbar niemals endenden Serie von Wiederveröffentlichungen, Boxsets und Remasters wurden und werden die Musikfans immer wieder angehalten, ihre Plattensammlungen zu ergänzen oder gar ganz zu ersetzen.

Über die Jahre hat sich dieses Geschäft zu einem Standbein der Plattenfirmen entwickelt: Universal Music Switzerland macht mit seinem Backkatalog immerhin 25 Prozent des physischen Umsatzes im Popbereich, bei der Klassik sind es gar 55 Prozent. Und da sich jüngere Käufer immer mehr von der Musik gegen Bezahlung abwenden, appellieren die Konzerne verstärkt an den Sammlerinstinkt und an die Kaufkraft der über 30jährigen.

Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft haben Nirvana («Live At Reading»), AC/DC («Backtracks») oder Tom Petty («The Live Anthology») rares und unveröffentlichtes Material ausgegraben, zudem mischen auch die Beatles innovationsfreudig mit: Seit Anfang Dezember ist ihr jüngst als vierzehnteiliges CD-Boxset veröffentlichtes Gesamtwerk auf einem USB-Stick in Apfelform erhältlich.