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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Roberto Bolaño und David Foster Wallace
  7/8
dossier: Vom Lesen danach
Roberto Bolaño und David Foster Wallace

1'500 Seiten, die ersten Versuche schmecken schal, aber wecken die Neugier und ehe man sich es versieht, wird man in den Schlund hineingesogen und die Wörter und Sätze und Eindrücke umspülen einen, als würde man mit dem Kopf in ein Wasserbecken gestossen, als würde man direkt neben der geborstenen Leitung stehen. Und in dieser alle Dämme brechenden Flut verbirgt sich eine chirurgisch präzise Kritik des traurigen Clowns Wallace an unserer Kultur, die – unaufhaltsam in ihrer Potenzierung – damit droht, dass wir uns am Ende zu Tode lachen werden. Und zwar so rasch, dass zum Weinen keine Zeit mehr bleiben wird.

Man kann sich beim Lesen von «Unendlicher Spass» nur vage vorstellen, was dies für den Übersetzer Ulrich Blumenbach bedeutet hat, als er sich sechs Jahre lang mit diesem Werk auseinandersetzen musste. Am Ende des Buches verbeugt man sich vor diesem Kraftakt. Und man ist glücklich. Nicht weil man sich selbst loben will, ob der abgetragenen Arbeit von 1'500 Seiten. Nein. Man fühlt sich befreit. Wie Menschen, die über glühende Kohlen gingen. Oder in eiskaltem Wasser geschwommen sind. Nach der Lektüre von «Unendlicher Spass» sei man ein besserer Mensch, sagt Dave Eggers. Er hat recht. Und man kann getrost die selbe Aussage auch für Bolaños «2666» verwenden.

Kurzinhalt und Leseprobe
siehe nächste Seite »

Roberto Bolaño: 2666. Roman. 1096 Seiten. Gebunden. Aus dem Spanischen übersetzt von Christian Hansen. Carl Hanser Verlag, München 2009.
€ 29,90 / CHF 49,90

David Foster Wallace: Unendlicher Spass. Roman. 1552 Seiten. Gebunden. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrich Blumenbach. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009.
€ 39,95 / CHF 64,90
Der schöne, schmale Band mit den vier Texten «Zusatzmaterial» kostet fünf Euro.

Roberto Bolaño – deutsche Webseite »

Bolaño – dt. Lesezirkel «2666» »

Wallace – dt. Lesezirkel «Unendlicher Spass» »

Lesen Sie dazu auch unser Interview mit dem Übersetzer Ulrich Blumenbach in TheTitle Nr. 10 (4.12.2007) »