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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Roberto Bolaño und David Foster Wallace
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dossier: Vom Lesen danach
Roberto Bolaño und David Foster Wallace

Wie Franz Kafka, für beide Autoren ein bedeutsamer Einfluss, wussten auch sie, dass sie sterben würden. Bolaño war 2003 noch zu unbekannt, als dass er auf der Warteliste für eine Lebertransplantation einen höheren Platz hätte einnehmen können. Und Wallace bekämpfte im Grunde genommen seit seiner Kindheit den drohenden Abgang. Selbst in glücklichen Zeiten der Schwermut ausgeliefert zu sein, hiess aber auch: sich in einem Widerspruch zu befinden, der letztlich einen gewichtigen Teil zu seiner literarischen Arbeit beigetragen hat.

Wie bei vielen Büchern, die mehr wollen, als bloss Geschichten erzählen, sind auch hier die Handlungsstränge bloss Mittel zum Zweck. Der Autor schliesst auf seiner ewigen Suche einmal mehr die Augen und lässt sich ins Leere fallen. Die Geschichten erfindet er, um uns auf seine Reise mitnehmen zu können. Je mehr wir gewillt sind, uns in sein Buch fallenzulassen, umso mehr werden wir erfahren.

«2666» besteht aus fünf einzelnen Teilen, die anfänglich nichts miteinander zu tun haben. Erst im Laufe der Lektüre verfangen sich die Teile zu einem Ganzen. Es tauchen gar Orte und Figuren aus vergangenen Werken Bolaños auf. Die Literatur als Fuge, als Variation des immer selben Themas. Bei Bolaño geht es immer um die Literatur selbst, um geheimnisvolle Morde, um Totalitarismus. Für den gebürtigen Chilenen, der in Mexiko aufwuchs, danach in sein Heimatland zurückkehrte, verhaftet wurde und später in Barcelona seine neue Heimat fand, ist das Böse schlechthin allgegenwärtig. Ob er wie Borges