Anne Morgenstern, Trockenübung/Dry Run,
2008, C-print / © Anne Morgenstern,
Courtesy of the artist
Ganz anders Yto Barrada (Paris, *1971): in ihrer neunteiligen Fotoserie «The Belt, Step 1 to 9» (2006) zeigt sie eine marokkanische Frau, die im ersten Bild noch unförmig und in ihrem traditionellen Gewand wenig vorteilhaft erscheint. In der Folge aber entfernt die Protagonistin Schicht um Schicht und offenbart damit den wahren Hintergrund ihres Aussehens: sie schmuggelt Kleider, um westlichen Modehungrigen ein apartes Aussehen zu ermöglichen und «verunstaltet» sich dabei, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
In vielen Werken der Ausstellung wird eine ähnliche Art der sozialen Betrachtungsweise angestellt. So zeigt Kimsoojy (Korea, *1957) in einer vierfachen Projektion Videos aus dem indischen Mumbai. «Mumbai: A Laundry Field» (2007-2008) zeigt jene Menschen, die in den Fabriken unter gefährlichen Bedingungen arbeiten, um teure und wertvolle Stoffe anzufertigen. Der Glanz der Textilien kontrastiert hier mit dem sozialen Zustand der Arbeiter.
Und Anne Morgenstern (Leipzig, *1976) hat junge, modebewusste Palästinenser in einem Flüchtlingslager nahe Damaskus fotografiert. Der Ausdruck von jugendlicher Dynamik und Eleganz irritiert angesichts der Realität des verwahrlosten Viertels.
Es sind eben diese Irritationen, die den Reiz vieler Werke von «Dress Codes» ausmachen. Diese kleinen Verschiebungen innerhalb von Bildern, die uns scheinbar Gewohntes vermitteln wollen.